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Boden hervorragt. Der Eingang ist durch das überhängende Dach vor dem
Wetter geschützt; die Wohnstube, mit einem großen Kachelofen, einigen Tischen
und Bänken ausgestattet, ist geräumig; daneben befindet sich eine Kammer,
und gegenüber, durch Hausflur und Küche getrennt, der Stall. Das Dach
ist mit Schindeln bedeckt und reicht bei den an Bergabhängen stehenden
Bauden an der Hinterseite bis auf den Boden hinab; unter demselben ist
der Futtervorrat und zuweilen die Schlafstelle für einen Teil der Familie
oder der Gäste. Der Reisende findet darin eine gute Herberge.
Im Frühjahre ist das Viehaustreiben, im Sommer die Wanderung
1o auf die Waldweide die Freude und Belustigung der Bewohner dieser einsamen
Berghütten und der Dörfer am Fuße des Gebirges. Um Johannis wird
das Vieh aus den Ställen zu Berge getrieben. Beim Schalle langer, höl⸗
zerner Schalmeien, hei fröhlichem Gesange und dem Geläute der Glocken,
deren jedes Rind eine an einem verzierten Bügel am Halse trägt, treibt
1s man die blökenden Herden zwischen Fichten und Tannen zu den Sommer—
bauden in das Hochgebirge, welches nur 14 bis 15 Wochen lang von diesen
fröhlichen Tönen widerhallt. Da wird dann Butter und Käse gemacht für
den eigenen Bedarf und für den auswärtigen Absatz.
Sämtliche Abhänge des Gebirges sind dicht bewaldet; aber hoch oben
2o0 gedeihen nur noch Knieholz, das strauchartig breite Striche bedeckt, zwerg⸗
aͤrtige Fichten und Laubhölzer, eine Menge Gräser und Alpenkräuter, Moose
und Flechien; ja viele der höchsten Gipfel zeigen auf ihrem mit Felsen und
Steinblöcken überschütteten Scheitel kaum noch Spuren des Pflanzenwuchses.
Denn in dieser Höhe ist der Sommer nur etwa vier Monate lang und die
Wärme gering, daher auch in manchen Jahren in den der Sonne abgewen⸗
deten Schluchlen der Schnee gar nicht wegschmilzt, und Schneegestöber selbst
inmitten der heißesten Jahreszeit nicht seltene Erscheinungen sind. Der über⸗
gang aus dem kurzen Sommer in den Winter erfolgt oft ungewöhnlich
schnell. Kaum sind im September einige Nebel als Vorboten des nahen
Winters eingetreten, als auch sofort Kälte und stürmisches Wetter herein—
bricht und ungeheure Schneemassen alle Höhen und Thäler des Gebirges
erfüllen. Die Wohnungen der Bergbewohner werden öfters so hoch über—
schneit, daß man keine Spur von ihnen entdecken würde, verriete nicht der
aufsteigende Dampf der Rauchfänge die Stelle, wo sie stehen. So sind die
z6 Bewohner bei einfallenden Schneestürmen und Windwehen oft innerhalb
weniger Stunden vollständig eingeschneit. Die Bewohner der höchsten Bauden⸗
sind gewöhnlich Monate lang außer aller Verbindung mit den Thalbewoh
lern. Wird äine Wanderung zu einer benachbarten Baude notwendig, so
müssen sie ihren Ausgang entweder durch den Dachgiebel nehmen, oder sich
o nach Bergmannsart ihre Wege stollenartig durch den Schnee an den Tag
arbeiten, und dann ihre beschwerliche Reise mit Hülfe der Schneereifen, oder
bei Glatteis mit Hilfe der Fußeisen fortsetzen. Des oft meterhohen Schnees
wegen müssen die betretensten Gebirgssteige jeden Winter mit Stangen, die
gewöhnlich 2 bis 3mn lang sind, und an die man Strohbüschel befestigt, um
1s sie kenntlich zu machen, ausgesteckt werden.
Die Regengüsse sind oft von der heftigsten Art, und die Gewitter toben
bisweilen unter Hagelwetter und Wolkenbrüchen aus; sie überschütten aller⸗
dings mehr die Hänge und Thalebenen, treffen aber auch mit ihren Blitzen