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licheni Maßstab angebahnte Kaffeebau in Deutsch-Ostafrika zugunsten
lohnenderer Kulturen eingeschränkt worden, und zwar kommen hier
besonders Sisalagaven und Kautschukpflanzen in Frage.
Die aus Florida eingeführte, einen vorzüglichen Hanf liefernde
Sisalagave hat sich für die Steppen Deutsch-Ostafrikas als eine Kultur¬
pflanze ersten Banges bewährt; ihr Anbau wird bereits in großem
Maßstab betrieben, und die Ausfuhr des Hanfs ist in schneller Steigung
begriffen. Ebenso berechtigen die Versuche mit Anpflanzung .von
Cearakautschuk in Ostafrika zu den besten Hoffnungen.
Angesichts der großen Bolle, welche Kautschuk mehr und mehr
im Weltverkehr spielt, hat man ihm überhaupt in allen unseren
Kolonien besondere Aufmerksamkeit gewidmet, einerseits wild¬
wachsende Bestände von Kautschukpflanzen festgestellt und in mög¬
lichst planmäßige Ausbeute genommen, andererseits einen regel¬
rechten Kautschukanbau in die Wege geleitet. Stammten von den
142000000 Mark Kautschuk, welche Deutschland im Jahre 1905 ein-
führte, erst ungefähr 5 Prozent aus deutschen Kolonien, so dürften
diese doch bald eine starke Zunahme in der Lieferung des wichtigen
Produkts aufweisen.
Eine besonders große Bedeutung kommt den auf Einführung
des Baumwollbaus in unsere Kolonien gerichteten Bestrebungen zu.
Sind wir doch bei dem Bezüge dieses für unsere Industrie wichtigsten
Rohstoffes im Werte von jährlich rund 400000000 Mark bisher gänz¬
lich auf nichtdeutsche Gebiete, zu dreiviertel unseres Bedarfs auf
die \ ereinigten Staaten von Nordamerika angewiesen, und eine all¬
mähliche, wenigstens teilweise Befreiung von dieser Abhängigkeit
väre von größtem Werte. Die nötigen Vorbedingungen, nämlich ge¬
eignete Boden- und Klima Verhältnisse und billige Arbeitskräfte,
sch enen in verschiedenen unseier Kolonien vorhanden zu sein, und
so begann das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee seine Versuche mit
Einführung eines regelrechten Baumwollbaus im Jahre 1900 in Togo,
1902 in Deutsch-Ostafrika mit dem Ergebnisse, daß heute die Ein¬
führung des Baumwollbaues in Togo als Volkskultur, in Ostafrika als
) olks- und Pflanzungskultur als gesichert erscheinen darf. Weitere
m Ostafrika gedeihende Faserpflanzen sind Bastbananen, Sansevieren
und Jute.
An überseeischen Ölfrüchten bezieht Deutschland jährlich für
rund 200000000 Mark, und davon kommen bisher für 10000000 Mark
aus unseren Kolonien. Die Gewinnung der Erzeugnisse der Ölpalme,
der Erdnuß und des Sesams in West- und Ostafrika ist bisher aus¬
schließlich Eingeborenenkultur und in ihrem Gesamtertrag noch großer
Ausdehnung fähig, ebenso wie die im Plantagenbau betriebene An¬
pflanzung der Kokospalmen, deren Anbau das wirtschaftliche Rückgrat