Full text: [Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband])

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weiten Pelzschuhen machen konnte. Viele halten die Füße nur 
mit Stroh, Decken, Lappen, Tornisterfellen und dem Filz alter 
Hüte umwickelt. Das Elend, das unter diesen Bejammernswerten 
herrschte, War unbeschreiblich. Dutzendweise starben sie auf den 
Straßen, und viele der Toten wurden einfach auf den Dünger¬ 
haufen geworfen, wo man sie liegen ließ. 
Die Not war damals groß in Erfurt; und wie hier, fo war 
es auch anderwärts. Wer deshalb von den rückkehrenden Trup¬ 
pen nur irgend konnte, schlich nach notdürftigster Ruhe, müde und 
hoffnungslos, seiner Heimat zu. Die Buben ans den Straßen 
aber sangen: 
„Ritter ohne Schwert, Reiter ohne Pferd, Flüchtling ohne 
Schuh', nirgend Rast und Ruh'. 
So bat sie Gott geschlagen mit Mann und Roß und Wagen." 
72. memoir (Denkschrift) über die Schuldenlast Erfurts. 
Am 20. August 1813 überreichte eine Abordnung Erfurter 
Bürger dem französischen Gouverneur ein Memoir, „worin sie ein 
schreckliches Gemälde der Drangsale entworfen hatte, die unsere 
Stadt und Provinz seit dem 16. Oktober 1806 bis jetzt erduldete." 
Nach diesem Memoir hat die Provinz bezahlt: 
1. Das vom Kaiser geforderte, auf 662 255 Frank jährlich be¬ 
stimmte Maximum (Höchstsumme); 
2. für die Unterhaltung der Polizei und Gensdarmen jährlich 
66 000 Frank. 
3. Vom 1. Jan. 1813 bis 31. Juli hat die Stadt Erfurt allein 
geliefert 63 400 Portionen für die Offiziere, ohne die Gene¬ 
rals gerechnet, und 616 000 Portionen für die gemeinen Sol¬ 
daten. Rechnet man die gedoppelte Summe für das platte 
Land, so kommen 2 038 000 Portionen im ganzen heraus, sür 
das Land mehr als 200 000 und für das Ganze 300 000 
Rationen. An Geld angeschlagen, beträgt es die Summe von 
3 351 000 Fr. (Portion u. Nation = Verpflegungsteil). 
4. Das Approvisionement der Festung (Herbeischaffung der Nah¬ 
rungsmittel) kostete der Provinz 373 084 Frank und die ver¬ 
langten 1000 Zentner Weizenmehl 37 650 Frank. 
5. Die Vorschüsse, die die Provinz zur Unterhaltung der Hos¬ 
pitäler geleistet, betragen seit dem 11. November bis jetzt 
150 000 Frank. 
6. Die Schulden der Provinz betragen 20 350 000 Frank. 
Const. Beyer. 
73. Die Frcmzolen verwandeln Erfurt in eine starke Feltung. 
Was die Franzosen schon lange geplant, die Bürger aber für 
unausführbar gehalten hatten, geschah im Frühling und Sommer 
1813. Die Stadt wurde in eine starke Festung umgewandelt.
	        
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