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6. VWie Siegfried und Kriemhilde heimkehrten.
So war Kriembild gerettet, und freudenvoll eilte sie auf ihren
Befreier zu. Aber der var von der ungeheuern Anstrengung bis zum
Dode erschöpft, obnmächtig sank er zusammen, und lange lag er
bewusstlos da. Darüber erschraß iembild »d, dass auch ihr die
dinne vergingen, und sie wie eine te neben dem Helden lag. End-
lich nach langer Zeit schlug Siegfried die Augen auf; als er aber die
Jungfrau wie tot neben sich sah, brach er in laute Klagen aus und
rief: „O weh mir, dass icb dies erleben soll! Die ich in Preuden ihrem
Vater wieder heimführen wollte, die muss ich nun tot ibm bringen?
Des werd' ich ewig klagen müssen.“
Das hörte der Zwerg Eugel, der sich inzwischen, wie es stille
auf dem Belsen geworden war, wieder hervorgewagt hatte. Schnell
kam er herbei und sagte: „Jei nur getrost! Ieh vill der Jungfrau
ein Kraut eingeben, dass sie bald wieder gesund wird.“ JSo that er,
und alsbald schlug sie die Augen wieder auf. Da fiel sie freudenvoll
ihrem Retter Siegfried um den Hals und küsste ihn auf den Mund.
Eugel aber sprach: „Du hast uns Zwerge von dem bösen Riesen, dem
Vir dienen mussten, befreit; dafür wollen vir nun auch dir dienen
und dir helfen, vo vir können.“ Danach führte er Siegfried und
Rriembild in seine Wohnung, und hier erholten sie sich bei köstlichen
Weisen und Getränken vollends von den überstandenen Mühen und
Angsten. Dann nahmen sie Abschied von dem guten Zwerg, um gen
Worms z reiten; denn sein treues Ross fand Siegfried noch unten am
Fusse dos Lerges.
e0 aber eine Eurze Strecke geritten waren, fiel Siegfried ein, ?
dass hatz, den er im Berge gesehen hbatte, ibhm als dem Besieger
des rachen böre, denn er wusste ja nicht, dass es der Hort der
Nbelungen, dos guten Zwergvolkes, sei. So ritt er zurück und lud
den Schatz anf sein Ross. Derselbe brachte ihm aber kein Glück.
Lo za orms wvurden nun dSiegfried und Kriembild mit s0
grossen Freuden ewfangen, und bald ward ihre Vermählung mit aller
Pracht gefeiert. s war ein herrliches Königspaar, und sie regierten
mit grosger Weisbot und Sorechtigkeit; mit ibhrem Golde linderten sie,
Vo sis Lonnten, jode Mot der Armut.
her ibr grosses Glück erregte bald den Neid von Kriemhbildens 5
Bri rn. die tifteten den grimmigen und düsteren Lagen an, Sieg-
fried zu ermorden. Einst forderte Hagen ihn auf, mit ihm einen Wett-
lauf 2n machen; Siegfried kam zuerst an das Ziel, einen Kühlen Brunnen
im Walde, und da er sieh bückte um zu trinken, durchbobrte ihn
hinterrũücks der böse Hagen an der einzigen Stelle zwischen den Schultern, 10
Vo er verwundbar war. So endete der herrliche Siegfried. Den Nibe-
lungenschatz aber versenkte Hagen heimlich in den Rhein; an dessen
Grunde soll er noch heutzutage liegen.
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