Full text: Länderkunde des Deutschen Reiches (Teil 4)

16 Die deutschen Landschaften im einzelnen. 
der Donau wird geradezu als „Kornkammer Bayerns" gepriesen. Im Donautal 
lohnt auch Hopsenbau, im Jnntal Obstbau. An der oberen Donau, von 
Ulm bis Ingolstadt, am Lech bei Augsburg, an der Isar um München und längs 
des Inn bei Rosenheim ziehen freilich auch ausgedehnte Moore und Heiden 
hin, die den Ertrag dieses Gebietes schmälern. 
Altbayerischer Teil des Deutschen Alpenvorlandes.^) 
Von alters her bilden in den altbayerischen Landen Waldwirtschaft, Ackerbau 
und Rinderzucht die Quellen des Volkswohlstandes, und auch heute noch liegt 
der Besitz hauptsächlich in den Händen des Landvolkes. Von den Produkten der 
altbayerischen Landwirtschast werden am meisten geschätzt niederbayerische Gerste, 
Holledauer Hopfens, Miesbacher Rinder^), Nottaler Pferde4) und Passauer Gänse. 
Außer in Westfalen hat sich auf deutschem Boden der Bauernstand kaum irgendwo 
in solcher Ursprünglichkeit erhalten wie in Altbayern. 
Indessen hat auch die Industrie mehr und mehr Wurzel geschlagen, 
namentlich in München. 
München an der Isar, die Haupt- und Residenzstadt des Königreichs 
Bayern, ist seiner Einwohnerzahl nach (540000 Einw.) die drittgrößte Stadt 
im Deutschen Reiche. Dank der Fürsorge seiner Fürsten ist es eine Hauptpflege- 
stätte deutscher Kunst und deutschen Kunstgewerbes. Aber auch als Industriestadt 
hat München einen mächtigen Ansschwnng genommen; weltberühmt sind seine 
Großbrauereien und Maschinenfabriken. Als Fremdenstadt wird es nur vou Berlin 
überflügelt: die Zahl seiner Besucher belauft sich jährlich auf mehr als 1I2 Million. 
Die außerordentlich rasche Entwicklung Münchens in den letzten Jahrzehnten erklärt 
sich nicht zum wenigsten aus der Gunst seiner geographischen Lage in der Mitte 
der Schwäbisch-Bayerischen Hochebene, wo sich die 2 Weltverkehrslinien: Paris— 
Wien und Berlin—Rom schneiden; von hier führen auch zahlreiche Schienenwege 
südwärts in die Alpen und West- und nordwärts in die Ackerbaugebiete Süd- 
bayerns. 
schwäbischer Teil des Deutschen Alpenvorlandes. 
Im schwäbischen Teil der Hochebene blüht wie in allen alemannischen 
Gegenden neben der Landwirtschaft auch das Gewerbe, namentlich die Spinn- 
und Webeindustrie, deren Hauptsitz Augsburg (fast 100000 Einw.) ist. Der heutigen 
industriellen Blüte dieser Stadt kommen insbesondere die Wasserkräfte des Lechs 
und der Wertach recht vorteilhaft zustatten. In der Nähe von Augsburg das 
Lechseld (Schlacht 955). 
Sonstige bedeutende Wohnorte der Hochfläche sind: in Schwaben an der 
Donau: Neu-Ulm und Donauwörth; in Oberbayern: Ingolstadt, 
an der Donau, starke Festung und als solche die Beherrscherin der Donaustraße 
in Bayern; in N i e d e r b a y e r n: L a n d s h u t an der Isar, Kreishauptstadt; 
1) Unter 511t bat) er n versteht man gemeinhin die Regierungsbezirke Oberbayern und 
Niederbayern. 
2) Die Holledau ist ein fruchtbarer Landstrich zwischen Ingolstadt und Landshut. 
^ Miesbach, ein freundlicher Markt am Fuße der Alpen, nördlich von Tegernsee. 
*) Das Rottal ist eines der gesegnetsten Täler Niederbayerns.
	        
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