Full text: Oberstufe: Erster Kursus (Teil 5, [Schülerband])

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auf den Speicher bis zum Dache untergebracht. Rechts und links der 
breiten Einfahrt find die Plätze für das Vieh abgesondert, welches mit 
den Köpfen nach innen steht und so gewissermaßen an dem Treiben und 
Verkehr im Haupt- und Mittelpunkte des Hauses teilnimmt. Die 
Wohnungen befinden sich entweder neben den Viehställen an den beiden 
seitlichen Abteilungen, oder es ist hinten, am Ende der Einfahrt, noch 
eine vierte Abteilung angebracht, welche durch die ganze Breite des 
Hauses geht. Die Küche, im Hintergründe des mittleren Raumes, ist 
häufig offen und ohne Schornstein. 
„Die Wohnung eines gemeinen Bauern," sagt Justus Möser, der 
wackere Verfasser der Osnabrückischen Geschichte, der Geschichte seines 
Vaterlandes, in der er hauptsächlich die alten Verfassungs-, Rechts- und 
Sittenzustände untersucht, „ist in ihrem Plane so vollkommen, daß solche 
gar keiner Verbesserung fähig ist und zum Muster dienen kann. Der 
Herd ist fast in der Mitte des Hauses und so angelegt, daß die Haus¬ 
frau, welche bei demselben sitzt, zu gleicher Zeit alles übersehen kann. 
Ein so großer und bequemer Gesichtspunkt ist in keiner anderen Art 
von Gebäuden. Ohne von ihrem Stuhle aufzustehen, übersieht sie zu 
gleicher Zeit drei Thüren, dankt denen, die hereinkommen, heißt solche 
bei sich niedersetzen, behält ihre Kinder und Gesinde, ihre Pferde und 
Kühe im Auge, hütet Keller und Kammer, spinnt immerfort und kocht 
dabei. Ihre Schlafstelle ist hinter diesem Feuer, und sie behält aus 
derselben eben diese große Aussicht, sieht ihr Gesinde zur Arbeit auf¬ 
stehen und sich niederlegen, das Feuer verlöschen und anbrennen und alle 
Thüren auf- und zugehen, hört ihr Vieh fressen und beachtet Keller und 
Kammer. Jede zufällige Arbeit bleibt in der Kette der übrigen. Sowie 
das Vieh gefüttert und die Dresche gewandt ist, ruht sie wieder hinter 
ihrem Spinnrade. Diese vereinigten Vorteile machen, daß die Bauern 
lieber beim Herde als in der Stube sitzen." 
Auch andere Gewohnheiten haften an diesen liebgewonnenen Ein¬ 
richtungen des Hauses, die dadurch eine bedeutungsvolle praktische Seite 
erlangt haben und noch jetzt behaupten, obgleich durch Landesart, größeren 
Aufwand und obrigkeitliche Anordnungen im einzelnen Abweichungen 
bedingt worden sind. Wo alles unter einem Dache, um ein Feuer 
beisammen lebt, wo der weite Raum der Einfahrt gleichsam ein bedeckter 
Marktplatz für das kleine häusliche Gemeinwesen ist, um welchen herum 
dessen sämtlichen Gliedern, Menschen und Vieh, ihre besonderen Plätze 
angewiesen sind, wo eben dieser Raum die Jugend nicht bloß zu an¬ 
gestrengter Arbeit, sondern auch zu heiterem Tanz und Gelage versammelt: 
da mußte ein haushälterischer, anhänglicher Sinn zur Familie, eine 
größere Anhänglichkeit selbst zum Vieh, mußte für den Genuß der Freuden 
des Lebens im engen, bekannten Kreise eine festere Neigung entstehen, 
als wo alles innerhalb derselben Wirtschaften zerfahren und getrennt
	        
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