Full text: Oberstufe: Erster Kursus (Teil 5, [Schülerband])

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Weiter nördlick, besonders in dem Landstriche längs der Südseite 
des Rheins, in dem sogenannten Nordbrabant, verliert sich mehr und 
mehr der fruchtbare Boden, und diese Gegenden von minder ansprechenden 
Physiognomie als die südlicheren, ähneln in ihrer Bodenbeschaffenheit 
dem Geestlande der germanischen Ebene: kahle Heiden, spärlich bebaute 
Sandflächen, umfangreiche Torfmoore; indes überwiegt doch jetzt nirgends 
mehr die ihnen ursprünglich eigene Natur einer einförmigen Steppe; 
denn wo der Boden nur einigen Lohn verhieß, da hat sich, namentlich 
in der Nähe von Flüssen und Bächen, der Anbau geltend gemacht und 
hat diesem Terrain, indem es gegenwärtig von vielen kleinen, durch 
Wall und Hecken eingehegten Feldern erMt ist, ein ganz anderes, nicht 
unvorteilhaftes Aussehen verliehen. Joseph Kutzen. 
69. Die Bewohner des Erzgebirges. 
Das Erzgebirge ist die größte und volkreichste Provinz des König¬ 
reichs Sachsen; denn es zählt auf etwas mehr als 83 Geviertmeilen in 
58 Städten, 13 Flecken und mehr als 700 Dörfern mehr als eine 
halbe Million Einwohner. Dort erheben sich die meisten und höchsten 
Berge, dort sind die größten Waldungen, dort ist der Born der größeren 
Flüsse, mit Ausnahme der Elbe, dort ist das Vaterland des sächsischen 
Bergbaues und der Bergfabriken, des Klöppelwesens, zum Teil auch 
der Baum- und Schafwollenweber und Holzwarenarbeiter, dort ist der 
größte Reichtum in und oft die größte Armut über der Erde; denn 
während man oben klöppelt, spinnt, webt u. s. w., wird in und unter 
der Erde geklettert, gehämmert, gekarrt u. s. w. Die Fälle sind nicht 
selten, daß während Mutter und Töchter am Klöppelsack sitzen, tief 
darunter Vater und Sohn als Bergknappen arbeiten. 
Vom Meißner und Leipziger Kreise steigt das Land allmählich an, 
erhebt sich wellenförmig, in stetem Wechsel von Berg und Thal, bis zu 
den höchsten Punkten an Böhmens Grenze, und ist reich an Natur¬ 
schönheiten aller Art, aber auch an Gegenden, wo nur düstere Wälder 
und kahle Bergrücken dem Auge sich darstellen, wo kein Singvogel nistet 
und nur selten eine Biene summt, weil sie den Rauch der Hämmer und 
Schmelzhütten flieht, wo keine Rebe prangt, wenig Obst und selten 
Korn gedeiht. 
Hinsichtlich der Lage wird die Provinz in das Hoch- und in das 
tiefere Gebirge getheilt. Ungeheuere Waldungen decken besonders die 
höheren Gegenden und versorgen einen großen Teil des Leipziger und 
Meißener Kreises mit Holz, neben welchem es auch nicht an Torf und 
Steinkohlen fehlt. Des Bodens wellenförmige Gestalt und allzugroßer 
Steinreichtum erschweren Feld- und Gartenbau, und rauhes Klima
	        
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