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harrenden Hofleute in sein Zimmer, ließ sich die Liste aller Hof-
beamten vorlegen und entließ dieselben, die Liste durchstreichend,
sämmtlich des Dienstes; nur einige blieben im Amt, und diese
wurden auf geringeres Einkommen gesetzt. Noch einmal zeigte
sich die vorige Pracht: bei dem Leicheubegäuguisse Friedrich's I.;
daun war aller Prunk vom Hose verbannt. Der König selbst
trug ganz einfache Militärkleidung, welche nur eiuigemale bei ganz
besonderen Gelegenheiten durch deu königlichen Ornat ersetzt wurde.
Am Tage nach dem Begräbnisse seines Vaters ließ sich der König
von den Generälen und der Garnison den Eid der Treue schwören;
die Huldigung der Stände verschob er auf gelegene Zeit.
Von Anfang seiner Regierung an war sein Bestreben auf
zweierlei gerichtet, auf ein zahlreicheres tüchtiges Heer und auf
einen wohlgefüllten Staatsschatz. Ilm beides zu erreichen und
durch das erste das letzte nicht unmöglich zu machen, ordnete er
die größte Sparsamkeit im Staate an und ging selbst mit gutem
Beispiele im Hosleben voran.
Friedrich Wilhelm sah seine königliche Würde als ein ihm
von Gott übertragenes Amt an; er verlangte deshalb von allen
Unterthanen, von Reichen und Armen, von Hohen und Niederen un¬
bedingten Gehorsam; er glaubte nur Gott Rechenschaft von seinem
Thun und Lassen schuldig zu fein! Widerrede konnte er nicht'
ertragen und wies solche zurück mit den Worten: „Raisonnir er
nicht!" Er wollte alles wissen, was in der Staatsverwaltung
geschah, ohne ihn sollte nichts geschehen. So entwickelte er denn
gleich nach dem Regierungsantritt eine außerordentliche Thätigkeit
in allen Staatsgeschästen; von früh bis spät war er an der Arbeit,
nur wenige Erholungsstunden gönnte er sich. Dabei sah er überall
selbst nach, kein Beamter war vor seiner Eontrole sicher; weder
Wind noch Wetter, weder schlechte Wege noch Hitze oder Kälte
hielten ihn zurück, wo es galt, für den Staat zu arbeiten. Die¬
selbe Thätigkeit verlangte er aber auch von seinen Beamten. Als
er einst erfuhr, daß der Thorschreiber von Potsdam die Bauern
morgens vor dem Thore warten ließ, erschien er eines Morgen«
und prügelte den verblüfften Thorschreiber mit den Worten: „Gute»
Morgen, Herr Thorschreiber!" höchsteigenhändig aus dem Bettel
c. Des Königs Vorliebe für das Heer. Friedrich Wilhelmr
behielt die unter seinem Vater von dem alten Dessauer ein¬
geführte Armee-Verfassung bei. Das Heer erfuhr während feilte«
ganzen Regierungszeit seine größte Vorsorge; eine wahrhaft Väter- •