Full text: Neue und neueste Geschichte (Theil 3)

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harrenden Hofleute in sein Zimmer, ließ sich die Liste aller Hof- 
beamten vorlegen und entließ dieselben, die Liste durchstreichend, 
sämmtlich des Dienstes; nur einige blieben im Amt, und diese 
wurden auf geringeres Einkommen gesetzt. Noch einmal zeigte 
sich die vorige Pracht: bei dem Leicheubegäuguisse Friedrich's I.; 
daun war aller Prunk vom Hose verbannt. Der König selbst 
trug ganz einfache Militärkleidung, welche nur eiuigemale bei ganz 
besonderen Gelegenheiten durch deu königlichen Ornat ersetzt wurde. 
Am Tage nach dem Begräbnisse seines Vaters ließ sich der König 
von den Generälen und der Garnison den Eid der Treue schwören; 
die Huldigung der Stände verschob er auf gelegene Zeit. 
Von Anfang seiner Regierung an war sein Bestreben auf 
zweierlei gerichtet, auf ein zahlreicheres tüchtiges Heer und auf 
einen wohlgefüllten Staatsschatz. Ilm beides zu erreichen und 
durch das erste das letzte nicht unmöglich zu machen, ordnete er 
die größte Sparsamkeit im Staate an und ging selbst mit gutem 
Beispiele im Hosleben voran. 
Friedrich Wilhelm sah seine königliche Würde als ein ihm 
von Gott übertragenes Amt an; er verlangte deshalb von allen 
Unterthanen, von Reichen und Armen, von Hohen und Niederen un¬ 
bedingten Gehorsam; er glaubte nur Gott Rechenschaft von seinem 
Thun und Lassen schuldig zu fein! Widerrede konnte er nicht' 
ertragen und wies solche zurück mit den Worten: „Raisonnir er 
nicht!" Er wollte alles wissen, was in der Staatsverwaltung 
geschah, ohne ihn sollte nichts geschehen. So entwickelte er denn 
gleich nach dem Regierungsantritt eine außerordentliche Thätigkeit 
in allen Staatsgeschästen; von früh bis spät war er an der Arbeit, 
nur wenige Erholungsstunden gönnte er sich. Dabei sah er überall 
selbst nach, kein Beamter war vor seiner Eontrole sicher; weder 
Wind noch Wetter, weder schlechte Wege noch Hitze oder Kälte 
hielten ihn zurück, wo es galt, für den Staat zu arbeiten. Die¬ 
selbe Thätigkeit verlangte er aber auch von seinen Beamten. Als 
er einst erfuhr, daß der Thorschreiber von Potsdam die Bauern 
morgens vor dem Thore warten ließ, erschien er eines Morgen« 
und prügelte den verblüfften Thorschreiber mit den Worten: „Gute» 
Morgen, Herr Thorschreiber!" höchsteigenhändig aus dem Bettel 
c. Des Königs Vorliebe für das Heer. Friedrich Wilhelmr 
behielt die unter seinem Vater von dem alten Dessauer ein¬ 
geführte Armee-Verfassung bei. Das Heer erfuhr während feilte« 
ganzen Regierungszeit seine größte Vorsorge; eine wahrhaft Väter- •
	        
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