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einem kurzen glücklichen Feldzuge den Aufstand und stellte die
Ordnung in diesen Ländern wieder her. Im Jahre 1858 über¬
nahm er, da sein königlicher Bruder unheilbar erkrankt war,
die Regentschaft in Preußen, welcher, nachdem Friedrich
Wilhelm IV am 2. Januar 1861 gestorben war, seine Thron-
besteigung folgte. „Möge es mir unter Gottes Beistand ge-
lingen, Preußen zu neuen Ehren zu führen!" äußerte er sich
in seiner ersten königlichen Ansprache an sein Volk, und dieses
Wort sollte sich in großartigster Weise erfüllen. Die nächste
Aufgabe seiner Regierung fand er in der Erhöhung der
preußischen Wehrkraft. Denn nur auf diesem Wege war
es möglich, Preußen zu neuer Macht und Größe zu erheben
und die lang ersehnte Neugestaltung des Deutschen Bundes
herbeizuführen. Allein da die „Reorganisation des
Heeres", die Vermehrung der Zahl schlagfertiger Truppen,
mit erheblichem Kostenaufwands verbunden war, so fand sie
im Abgeordnetenhause des preußischen Landtages heftigen Wider¬
spruch. Nur ein Mann von der Kraft und Begabung des
Ministers
Bismarck
(geb. 1. April 1815 in der Altmarck, 1862 Ministerpräsident,
1871 in den Fürstenstand erhoben) war diesem Widerspruche
gewachsen. Durch seine Ausdauer in jahrelangen Kämpfen mit
dem Abgeordnetenhause, sowie durch die verdienstvolle Thätig-
feit des Kriegsministers Roon wurde das Reorganisations¬
werk zustande gebracht und eine Heeresmacht geschaffen, welche
bald durch die gewaltigsten Erfolge die Welt in Staunen
setzte.
2. Schleswig-Holstein. Schon im Jahre 1848 hatte der
Versuch der dänischen Regierung, das mit dem deutschen Herzog¬
tum Holstein engverbundene Schleswig mit Aufhebung feiner
alten Rechte dem dänischen Staate völlig einzuverleiben, eine
Erhebung der schleswig-holsteinischen Bevölkerung hervorgerufen.
Preußische und andere deutsche Truppen waren den Schleswig-
Holsteinern zuhilse gekommen und hatten die Dänen in mehreren
Treffen besiegt. Allein die Einmischung der fremden Groß-
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