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Flammen stehen, auf Befehl des Herzogs Wallenstein in Brand gesteckt, damit
er von dieser Seite nicht überstügelt würde.
Von einem fürchterlichen Feuer der Musketen und des dahinter gepflanzten
groben Geschützes enrpfangen, setzten diese tapfern Bataillons mit uner¬
schrockenem Muth ihren Angriff fort, die feindlichen Musketiere verlassen ihren
Posten, die Gräben sind übersprungen, die Batterie selbst wird erobert und
sogleich gegen den Feind gerichtet. Sie dringen weiter mit unaufhaltsamer
Gewalt, die erste der fünf Friedländischen Brigaden wird niedergeworfen,
gleich darauf die zweite, und schon wendet sich die dritte zur Flucht; aber
hier stellt sich der schnell gegenwärtige Geist des Herzogs ihrem Andrang ent¬
gegen. Mit Blitzesschnelligkeit ist er da, der Unordnung seines Fußvolks zu
steuern, und seinem Machtwort gelingt's, die Fliehenden zum Stehen zu be¬
wegen. Von drei Cavallerie-Regimentern unterstützt, machen die schon geschla¬
genen Brigaden auf's Neue Fronte gegen den Feind und dringen mit Macht
in seine zerrissenen Glieder. Ein mörderischer Kampf erhebt sich, der nahe
Feind gibt dem Schießgewehr keinen Raum, die Wuth des Angriffs keine
Frist mehr zur Ladung, Mann ficht gegen Mann, das unnütze Feuerrohr
macht dem Schwert und der Pike Platz, und die Kunst der Erbitterung.
Ueberwältigt von der Menge weichen endlich die ermatteten Schweden über
die Gräben zurück, und die schon eroberte Batterie geht bei diesem Rückzug
verloren. Schon bedecken tausend verstümmelte Leichen das Land, und noch
ist kein Fuß breit Erde gewonnen.
Indessen hat der rechte Flügel des Königs, von ihm selbst angeführt,
den linken des Feindes angefallen. Schon der erste machtvolle Andrang der
schweren finnländischen Cuirassiere zerstreute die leicht berittenen Polen und
Kroaten, die sich an diesen Flügel angeschlossen, und ihre unordentliche Flucht
theilte auch der übrigen Reiterei Furcht und Verwirrung mit. In diesem
Augenblick hinterbringt man dem König, daß seine Infanterie über die Grä¬
ben zurückweiche und auch sein linker Flügel durch das feindliche Geschütz von
den Windmühlen aus furchtbar geängstigt und schon zum Weichen gebracht
werde. Mit schneller Besonnenheit überträgt er dem General von Horn,
den schon geschlagenen linken Flügel des Feindes zu verfolgen, und er selbst
eilt an der Spitze des Srenbock'schen Regiments davon, der Unordnung seines
eigenen linken Flügels abzuhelfen. Sein edles Roß trägt ihn pfeilschnell
über die Gräben; aber schwerer wird den nachfolgenden Schwadronen der
Uebergang, und nur wenige Reiter waren behend genug, ihm zur Seite zu
bleiben. Er sprengte geraden Weges demjenigen Orte zu, wo sein Fußvolk
am gefährlichsten bedrängt war, und indem er seine Blicke umhersendet, irgend
eine Blöße des feindlichen Heeres auszuspähen, auf die er den Angriff richten
könnte, führt ihn sein kurzes Gesicht zu nahe an dasselbe. Ein kaiserlicher
I Gefreiter bemerkt, daß dem Vorübersprengenden Alles ehrfurchtsvoll Platz
macht, und schnell befiehlt er einem Musketier, auf ihn anzuschlagen. „Auf
den dort schieße," ruft er, „das muß ein vornehmer Mann 'sein." Der
Soldat drückt ab, und dem König wird der linke Arm zerschmettert. In
diesem Augenblicke kommen seine Schwadronen dahergesprengt, und ein ver¬
wirrtes Geschrei: „Der König blutet! — Der König ist erschossen!"
breitet unter den Ankommenden Schrecken und Entsetzen aus. „Es ist nichts
— folgt mir!" ruft der König, seine ganze Stärke zusammenraffend; aber
überwältigt von Schmerz und der Ohnmacht nahe, bittet er in französischer
Sprache den Herzog von Sachsen-Lauenburg, ihn ohne Aufsehen aus dem