Zarten, eröffnete dort der ungestüme Blücher die Feindseligkeiten. Am 15.
kam, von dem französischen Gesandten endlich dem Kaiser entrissen, die An¬
nahme des Ultimatums: es war zu spät, Oesterreich hatte den Krieg erklärt.
Napoleon besaß damals an der Elblinie von der böhmischen Grenze bis
Hamburg 450,000 Mann, davon stand die größte Masse um Dresden um-
in vorteilhafter centraler Stellung. Die Verbündeten, durch preußische
und russische Reserven, durch schwedischen und vor Allem durch österreichischen
Anzug auf 470,000 Mann regulärer Truppen angewachsen, hatten ihre
^treitkräfte in drei Heere getbeilt, deren jedes aus verschiedenen Bestand¬
teilen des Bundes gemischt war. Die Hauptarmee, 160,000 Mann, ent-
hielt die Oesterreicher nebst preußischen und russischen Corps; sie war zugleich
Hauptquartier der drei Monarchen, und stand unter dem Oberbefehle
^chwarzenberg's in Böhmen. In Brandenburg war aus Preußen, Russen,
Schweden, Hanseaten die Nordarmee von 150,000 Mann gebildet, unter
dem Oberbefehl des Kronprinzen von Schweden, des ehemaligen französischen
Äarschalls Bernadotte, eines sehr fähigen, aber sehr eitlen, sehr unzuver¬
lässigen Mannes, der vielleicht schon damals auf Napoleon's Sturz, und
dann für sick auf den französischen Thron speculirte, so daß er keinem Franzosen
ernstlich wehe thun wollte, und die preußischen Generale seines Heeres, Bülow
und Tauenzien, mehr als einmal gegen seine ausdrücklichen Befehle kämpfteil
und siegten. Endlich stand zur Verbindung dieser beiden Armeen General
Blücher mit 60,000 Russen und 35,000 Preußen in Schlesien. Wie schon
die Truppenzahl darthut, war ihm keine Hauptrolle in dem bevorstehenden
Kampfe zugedacht, aber der Geist seines Hauptquartiers war so beschaffen,
daß diese schlesische Armee sehr bald die treibende Feder des ganzen Krieges,
und in allen großen Momenten die entscheidende Kraft wurde. Blücher selbst
lkand damals hoch in den Siebzigen, war aber frisch und kühn und uner¬
müdlich, wie der jüngste seiner Ofsiciere, erfüllt von dem ernsten Saldaten-
lNln, der im Kampfe vor Allem an das Schlagen denkt, und erfüllt von
dem vollen heißen, schweren Zorne dieses heiligen Krieges, der jedes Ver¬
mitteln, Verschleppen mit wildem Ungestüm zurückwies. Er war wenig gebildet,
ßrob und oft roh im Gespräch, malte mit unbeholfener Feder, in massiven
Buchstaben, völlig unorthographische Sätze; es war recht gut und heilsam,
daß er neben sich als Chef des Generalstabes den höchst unterrichteten, genialen,
ichwungvollen Gneisenau hatte: aber es gab keinen andern General, zu dem
me Soldaten solch ein Herz gewannen, dessen barsches „Vorwärts" sie mit
solcher Flammenzuvcrsicht erfüllte.
Der Kriegsplan der Verbündeten ging dahin, den zwischen ihren Heeren
kauernden Gegner durch eine Anzahl vorbereitender Bewegungen mürbe zu
Machen. Diejenige Armee, auf die er einen Stoß führe, solle in fechtendem
^ückzug ihn hinter sich herziehen, bis die andern herbeikämen, sich auf seine
flanke und seinen Rücken zu werfen. Blücher war der Erste, der durch einen
kcken Vormarsch Napoleon's Zorn auf sich lenkte, und sich dann tief nach
Schlesien hinein verfolgen ließ. In denselben Tagen aber stürzten Tauenzien
Und Bülow einige Meilen vor Berlin auf den französischen Marschall Oudinot,
!^d schlugen ihn bei dem Dorfe Großbeeren vollkommen; zugleich erschien
us böhmische Heer vor Dresden, und nöthigte dadurch Napoleon, schleunigst
Blücher abzulassen und mit dem größer» Theil seiner Truppen zum Schutze
et sächsischen Hauptstadt zurückzueilen. Sofort erbob sick Blücker seinerseits
ureder zum Angriff auf den in Schlesien zurückgelassenen Marsckall Macdonald.