Full text: (Siebentes bis neuntes Schuljahr) (Teil 4, [Schülerband])

fürsten eingerichtet wurde, immer noch ein „Muster" von Pünktlichkeit, 
Sicherheit und Ehrlichkeit der Beamten. Weit schlimmer steht es in 
den andern Teilen des Deutschen Reiches, wo die Post von Thurn und 
80 Taxis das Sonderrecht hat. 
2. Im Luxuszuge. 
Die Geschwindigkeit, mit der wir am Anfang des 20. Jahrhun- 
derts in den Personenzügen durch das Land fahren, ist außerordentlich 
viel größer geworden als am Anfang des Eisenbahnverkehrs. Ein 
zweiter Fortschritt aber ist noch zu verzeichnen: das ist die Bequemlich- 
5 feit des Reifens, die in den letzten Jahrzehnten bedeutend gefördert 
worden ist. Lange genug hat man ja in Deutschland sich mit den 
alten Wagen, die nach dem Vorbild der Postkutsche gebaut waren, be¬ 
gnügt, in denen das Reisen über große Entfernungen zur Qual wurde. 
Das Beispiel, das Amerika durch die Herstellung seiner Korridorzüge 
io gab, die prunkvoll eingerichtet Speise-, Rauch-, Lese- und Schlafräume 
enthielten, glaubte man in Deutschland nicht nachmachen zu müssen, da 
man hier niemals so lange Strecken durchfährt wie bei den nordameri¬ 
kanischen Überlandsbahnen, auf denen der Eisenbahnzug manchmal sechs 
Tage hintereinander unterwegs ist. In Süddeutschland unv Österreich- 
15 Ungarn stellte man zuerst die Korridorwagen ein, und endlich hat man 
sich auch in Norddeutschland dazu entschlossen und hat mit Einführung 
der v-Züge unzweifelhaft das Reisen über große Strecken nicht nur 
erleichtert, sondern zu einem Vergnügen gemacht. Eine Brüsseler Ge¬ 
sellschaft hat in Deutschland die Schlaf- und Speisewagen eingeführt, 
20 und diese Gesellschaft hat sich Verdienste um das Reisewesen der ganzen 
Welt durch Einführung ihrer „Luxuszüge" erworben, die heut in Europa 
den Gipfel von Bequemlichkeit und Geschmack im Reiseverkehr darstellen. 
Diese Luxuszüge gehen von Paris nach Nizza, von Calais nach Nizza, 
von Calais nach Rom, von Paris nach Konstantinopel, von Berlin nach 
25 Mailand und Verona, von Petersburg über Berlin bis Ostende. 
Ihre Benutzung ist allerdings sehr kostspielig; denn man muß außer 
der Fahrkarte 1. Klasse noch einen Zuschlag, der 33 bis 40°/o des 
Fahrkartenpreises beträgt, zahlen, und das ist nicht jedermanns Sache. 
Der Luxuszug besteht aus zwei riesigen Personenwagen, die nachts in 
30 Schlafwagen umgewandelt werden können, aus einem Speisewagen, 
einem Küchen- und Vorratswagen und einem besondern Gepäckwagen, 
in dem das große Gepäck der Reisenden untergebracht ist. Durch den 
ganzen Zug kann man bequem hindurchgehen, und nur die an der 
Spitze des Zuges befindlichen Wagen, der Postwagen und der Pack¬
	        
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