Friedrich von Schiller,
Johann Christoph Friedrich Schiller wurde am 10. November 1759 als Sohn des damaligen Leutnants
Johann Kaspar Schiller zu Marbach in Württemberg geboren. Des Vaters Versetzungen brachten die Familie
1765 nach Lorch an der Rems (Unterricht beim Pfarrer Moser) und Ende 1766 nach der Residenz Ludwigsburg.
Hier blieb der junge Friedrich auch, als sein Vater 1770 auf dem herzoglichen Lustschloß Solitude die Aufsicht
über die Gärten erhielt. Erst am 16. Januar 1773 bezog er auf das Gebot des Herzogs Karl die militärische
Erziehungsanstalt auf der Solitude. wobei er dem Lebensplan, Pfarrer zu werden, entsagen mußte. Als die
Schule am 18. November 1775 nach Stuttgart verlegt wurde, vertauschte er die zuerst gewählte Rechtswissen¬
schaft mit der Medizin und vertiefte sich nebenher in den Plutarch und in die führenden Geister seiner Zeit
(Rousseau, Klopstock, Leisewitz, Klinger, Goethe). Noch vor seiner Entlassung von der Schule (11. Dezember
1780) vollendete er sein Erstlingsdrama, „die Räuber", die am 13. Januar 1782 mit gewaltigem Erfolge in
Mannheim ihre Uraufführung erlebten.
Nach Ablegung der Staatsprüfung lebte er als Militärarzt in Stuttgart, doch floh er, da der durch
eine Stelle in den Räubern gekränkte Herzog ihm seine schriftstellerische Tätigkeit verbot, am 22. September 1782
nach Mannheim. Seine Hoffnung, den „Fiesko" am Mannheimer Theater unterzubringen, schlug fehl; er
arbeitete ihn während eines Aufenthalts zu Oggersheim um und entwarf hier die „Luise Millerin" (später
„Kabale und Liebe" genannt). Seit dem 7. Dezember 1782 gewährte dem ganz Mittellosen Frau von Wolzogen
Unterkunft auf ihrem Gute Bauerbach bei Meiningen. Hier vollendete er im Januar 1783 die „Luise Millerin"
und begann den „Don Karlos". Am 27. Juli 1783 kehrte er als besoldeter Theaterdichter nach Mannheim
zurück, doch entriß diese Stellung ihn seinen drückenden Geldsorgen nicht.
Erst die ihm schon im Juni 1784 von Leipzig aus angebotne Freundschaft Christian Gottfried Körners
schaffte hierin Wandel; am 17. April 1785 traf Schiller in Leipzig ein und lebte hier wie seit dem 11. Sep¬
tember 1785 in Dresden als Gast des edeln Freundes, mit der Vollendung des „Don Karlos" beschäftigt.
Am 21. Juli 1787 kam er nach Weimar, wo er die „Geschichte des Abfalls der Niederlande" vollendete
— neben der „Geschichte des Dreißigjährigen Krieges" seine bedeutendste geschichtliche Schrift — und Goethe
wußte ihn durch das Angebot einer Geschichtsprofessur in Jena zu halten, die er am 26. Mai 1789 antrat.
So konnte er am 22. Februar 1790 Charlotte von Lengefeld, der er besonders während seines Aufenthalts in
Volkstedt bei Rudolstadt (Mai 1788) nahe getreten war, als Gattin heimführen. Anfang 1791 befiel ihn eine
langwierige Krankheit, durch die er längere Zeit an der Arbeit für den Broterwerb gehindert wurde, und von
der er sich nie wieder ganz erholte. Unerwartete Hilfe brachte gegen Ende des Jahres ein auf drei Jahre
ausgesetztes Geschenk von jährlich 1000 Talern des Herzogs Christian Friedrich von Holstein-Augustenburg und
des dänischen Ministers Grafen Ernst von Schimmelmann.
So konnte er zur Erholung die schwäbische Heimat aufsuchen (August 1793 bis Mai 1794); und die
dort geschlossene Verbindung mit dem hochherzigen Verleger Cotta überhob ihn und die Seinen für alle
Zukunft jeder Geldsorge. Der Freundschaftsbund mit Goethe nach der Rückkehr im Sommer 1794 ließ eine
Fülle neuer Werke entstehen, die zum Teil Schillers Zeitschriften, den „Horen" und dem „Musenalmanach"
zugute kamen: Xenien 1796, Balladert 1797, Wallenstein 1799, Maria Stuart 1800, Jungfrau von Orleans
1801, Braut von Messina 1802, Wilhelm Tell 1804, Demetrius (unvollendet) 1805. Seit Dezember 1799 war
er von Jena nach Weimar übergesiedelt. Hier starb er am 9. Mai 1805.
188. Hektors Abschied.
1780. Aus den „Räubern".
Andromache,
sich Hektor
^ill ftch Hektor ewig von mlr
wenden
wo Achill mit den unnahbarn Händen
dem Patroklus schrecklich Opfer bringt?
Wer wird künftig deinen Kleinen
lehren
Speere werfen und die Götter ehren,
wenn der finstre Orkus dich verschlingt?
hektor.
2. Teures Weib, gebiete deinen Tränen!
Nach der Feldschlacht ist mein feurig
Sehnen,
diese Arme schützen Pergamus.
Kämpfend für den heil'gen Herd der
Götter
fall' ich, unb des Vaterlandes Retter
steig' ich nieder zu dem styg'schen Fluß.