Ausdünstung des Bodens verhindert werde. Diese Bedeckung liefert
den ersten Stoff zur Bildung einer Humusschicht auf dem Sandboden 55
und bewirkt, daß etwa nach zwei bis drei Jahren eine Grasnarbe ent¬
standen ist. Jedoch nicht nur mühsam, sondern auch kostspielig ist
diese Aufforstung der Wanderdüne. Durchschnittlich kostet der Hektar
fünfhundert Mark; wo aber hohe und steile Anhänge festzulegen sind,
betragen die Kosten für die gleiche Fläche auch jetzt noch fünfzehnhundert oo
bis achtzehnhundert Mark.
In dem unablässigen Kampfe gegen die Sandverwehungen hat
der Mensch schon erfreuliche Erfolge gehabt, und wird man auch ferner
in dem Werke nicht ermüden, so können zukünftige, glücklichere Ge¬
schlechter wohl überall über dem Dünensande die Wipfel des Waldes 65
rauschen hören. Die Arbeit dieses Jahrhunderts reichte natürlich nicht
aus, um die früheren besseren Zustünde herbeizuführen. Am ausge¬
dehntesten ist die Anpflanzung auf dem nördlichen Teile der Nehrung,
wo es gilt, nicht nur die Fahrrinne im Haff, sondern auch den Hafen
von Memel vor Versandung zu bewahren, und gegenwärtig sind auf der 70
Strecke zwischen der Nordspitze der Nehrung und Schwarzort nirgends
mehr die Dünen unbepflanzt. Auch südlich von Schwarzort sind ein¬
zelne Stellen der Wanderdüne aufgeforstet, besonders wo Ortschaften
oder fruchtbare Felder vor Versandung zu schützen waren.
4.
Manche Gegenden am Wesffuße der Wanderdüne sind gefährlich
wegen des Triebsandes, das ist Sand, dessen Körnchen durch empor¬
quellendes Wasser schwebend gehalten werden. Im Sommer, bei trockenem
Wetter, ist die Oberfläche solcher Stellen meistens ganz hart getrocknet,
so daß die Kruste einen Menschen zu tragen vermag. Bricht aber irgendwo 5
die Decke des Triebsandes, so können bei größerer Tiefe Menschen und
Tiere in Lebensgefahr geraten und rettungslos versinken, wenn nicht
rechtzeitig Hilfe kommt.
Aber auch abgesehen von solchen gefahrdrohenden Stellen ist der
Verkehr auf der Landzunge äußerst schwierig. Am Strande sinken io
selbst die breiten, plumpen Rüder der dort verwendeten Wagen oft
tief in den Sand ein, am Haff zwingen die vielen Vorsprünge zu weilen
Umwegen. Hier kommt man an manchen Stellen selbst zu Fuß nur mit
Lebensgefahr weiter. Trotzdem führte in früherer Zeit die Poststraße von
Königsberg nach Memel, durch Weidenbäume kenntlich gemacht, meist 15
auf der Zwischendüne über die Nehrung. Tagelang ging es mit einer
unglaublichen Langsamkeit durch den tiefen, knirschenden Sand, und man
Plümer-Haupt-Buchinann, Lesebuch. Ausg. B IV.
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