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Zweiter Zeitraum des Mittelalters: 751-1096.
Herstellung der aben dländischen Kaiserwürde, 962.
Während Otto mit inneren Kriegen im deutschen Reiche beschäftigt war,
hatte Berengar die geschworene Lehnstreue gebrochen und angefangen, mit
Hülfe der städtischen Bevölkerung die geistlichen und weltlichen Fürsten
Italiens für ihren Abfall zu Otto zu züchtigen. Deshalb sandte dieser seinen
Sohn Ludolf nach Italien, welcher den Berengar zweimal besiegte, aber an
einem bösartigen Fieber starb (957). So konnte Berengar abermals seine
selbständige Macht befestigen und sogar den Papst (Johann XII.) in seinem
eigenen Lande bedrängen. Dieser rief daher Otto zu Hülfe und bot ihm
die Kaiserkrone an. Nachdem Otto seinen gleichnamigen Sohn zum König
hatte wählen und krönen lassen, zog er im Herbste 961 zum zweiten Male
nach Italien, und da Berengar's Heer (60,000 Mann?) im entscheidenden
Augenblicke den Gehorsam weigerte, so gelangte er ohne Widerstand und
als Bundesgenosse des Papstes nach Rom und empfing 962 die lang
ersehnte Kaiserkrone, die seitdem mit der deutschen vereinigt blieb. Mit
ihm wurde Adelheid gesalbt und gekrönt. So hatte er das Ziel jahrelanger
Mühen erreicht. Die höchste Stellung in der abendländischen Christenheit,
die obere Leitung aller Staaten, die aus dem Reiche Karl's des Großen
hervorgegangen, war ihm und durch ihn dem deutschen Volke zu Theil
geworden.
Im Mai 962 wandte sich Otto gegen Berengar und die Seinen, vor
Allem gegen Willa, die noch die Burg im See von Orta (westlich vom Lago
Maggiore) vertheidigte. Zwei Monate belagerte er sie und zwang sie endlich,
sich ihm zu ergeben. Großmüthig schenkte er ihr die Freiheit; er hoffte, sie
würde ihren Gemahl bewegen, die Waffen niederzulegen; aber das ehrgeizige
Weib begab sich nur zu Berengar, um ihn zu um so hartnäckigerem Wider¬
stände anzustacheln. Inzwischen bot Otto die oberitalischen Bischöfe auf, um
die Burgen am Garda- und Comerfee, die Berengar's Söhne besetzt hielten,
zu umschließen; auch er selbst lag während des Monats August hier zu Felde,
kehrte aber nach Pavia zurück, als die Belagerung sich in die Länge zog.
Es zeigte sich, daß Berengar nicht mit so leichter Mühe zu überwältigen
sei, und erst als Otto Verstärkungen seines Heeres aus Deutschland erhalten
hatte, zog er aufs Neue aus und wandte sich jetzt gegen Berengar selbst,
der sich in der Burg San Leone (unweit San Marino) den ganzen Sommer
hindurch gegen Otto vertheidigte. Auch die Burgen am Garda- und Comersee
waren noch nicht gefallen, und schon war in Erfüllung gegangen, was der
Kaiser längst besorgterer Papst hatte sich mit seinen Feinden vereinigt und
war mit Adalbert, der sich zu den Arabern auf Corsica begeben hatte, um
sich ihres Beistandes zu versichern, in Unterhandlungen getreten. Bald
darauf wurden Adalbert, der in Civita Vecchia gelandet war, die Thore
Roms eröffnet und er vom Papste mit offenen Armen ausgenommen. Als