Full text: Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

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Das Zeitalter der religiösen Kämpfe 1519—1648. 
warf er mit sechs Genossen den Plan einen Orden zu stiften; nach 
1540. vielen Schwierigkeiten wurde dieser durch den Papst Paul III. be¬ 
stätigt. Der erste Ordensgeneral wurde Loyola selbst. 
Der Jesuitenorden fügte zu den drei herkömmlichen Mönchs- 
gelübden ein viertes hinzu, das des unbedingten Gehorsams gegen 
den Papst. Um in den Angehörigen des Ordens den eigenen Willen 
völlig zu ertöten, um ihr ganzes geistiges Sein der kirchlichen Autorität 
zu unterwerfen und sie von allen anderen Interessen, denen der Familie, 
des Vaterlandes, loszulösen, diente ein auf das feinste ausgebildetes 
System der Erziehung und Überwachung und der „geistlichen Übungen". 
Der Zweck des Ordens war die Ausbreitung des katholischen Glaubens 
ebenso im Kampfe gegen den Protestantismus wie gegen das Heidentum. 
Auf beiden Gebieten hatte er infolge des großen Geschicks, mit dem 
er geleitet und die geeigneten Persönlichkeiten auf den ihnen angemes- 
senen Posten gestellt wurden, bedeutende Erfolge. Die Jesuiten suchten 
einerseits die Erziehung der Jugend in Schulen und Erziehungsan- 
stalten in die Hand zu bekommen und andrerseits als Prinzenerzieher 
und fürstliche Beichtväter, als gute Prediger und feingebildete Gesell- 
schafter am Hofe und bei den höheren Ständen Einfluß zu gewinnen. 
Die bedeutendste der Jesuitenmissionen wurde Paraguay, wo der 
Orden im siebzehnten Jahrhundert ein weit ausgedehntes, sorgfältig 
regiertes Kolonialreich erwarb. 
Spanien und der Abfall der Niederlande. 
Philipp ii. § 135. Philipp II. 1556—1598. Philipp, der außer Spanien 
1556—1598. un^ ^en Kolonien Unteritalien, Sizilien und Sardinien, Mailand, 
die Niederlande und die Franche ßomte beherrschte, war ein Fürst 
von ernster, düsterer Gemütsart, mißtrauisch, schwerfällig zum Ent- 
schluß, aber zähe und "beharrlich, zugleich äußerst arbeitsam. Er hatte 
sich dieselben Ziele wie sein Vater gesteckt: nach außen die Welt- 
Herrschaft Spaniens, nach innen Durchführung des Absolutismus und 
Vernichtung der ständischen Vorrechte, zugleich Bekämpfung der Ketzerei. 
Der Versuch die Herrschaft über England zu gewinnen war in- 
1558. folge des Todes seiner Gemahlin Maria der Katholischen gescheitert 
(f. § 142). Dagegen hatte er den von seinem Vater ererbten Krieg 
gegen Frankreich nach Egmonts Siegen bei St. Quentin und 
1559. Gravelingen im Frieden von Chateau Cambrssis glücklich beendet. 
Seitdem wurde Spanien die führende Macht des Abendlandes, an 
dessen Spitze es den Kampf gegen die Türken übernahm: 1571 
besiegte Philipps Halbbruder Don Juan D'Austria die türkische Flotte 
1571. bei Lepanto. Aber die maßlosen Pläne Philipps, der neben der 
Bezwingung des niederländischen Aufstandes und der Erwerbung 
Portugals zugleich die Unterwerfung Englands und Frankreichs ver-
	        
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