Object: Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

156 Fünfte Periode. Von 1517—1648. — Zweiter Abschnitt. Von der Mitte des 16. Jh. bis 1648. 
Doch die Hugenotten waren nicht vernichtet. Der Bürger¬ 
krieg verwüstete Frankreich Jahrzehnte lang. Während dessen er¬ 
losch mit Karls IX. Nachfolger und Bruder Heinrich HI., der von 
dem Dominikaner Clement 1589 ermordet wurde, das Haus Valois. 
Nun war nach Landesrecht König Heinrich von Bourbon. 
Allein er mußte sich sein Land erst erobern. Die Zerfahrenheit 
seiner Gegner kam ihm zu Hilfe. Die Befürchtung, Philipp H. 
könne sich Frankreichs bemächtigen, trieb auch einen Teil der 
Katholiken auf seine Seite. Mit einem Schlage Herr der «Lage 
wurde Heinrich jedoch erst, als er (1593) katholisch wurde 
und eine Politik der Versöhnung einschlug, die 1598 mit dem 
Edikt von Nantes ihren Abschluß fand: der Katholizismus blieb 
zwar Staatsreligion, aber den Protestanten wurde Glaubensfreiheit 
zugesichert, und sie behielten einige feste Plätze, darunter La 
Bochelle. 
Unter der segensreichen Regierung Heinrichs IV., 1589 
bis 1610, der, in Vorzügen wie Fehlern ein echter Franzose, 
mit Hilfe Sullys den Bauernstand und die Industrie förderte 
und die zerrütteten Finanzen ordnete, hob sich Frankreich, zumal 
bei seinen natürlichen Hilfsquellen, der Begabung und Arbeit¬ 
samkeit seiner Bewohner, bedeutend. Da wurde Heinrich, im 
Begriff in den Jülich-Klevischen Erbfolgestreit (§ 183) sich ein¬ 
zumischen, von dem katholischen Fanatiker Franz Ravaillac 1610 
ermordet. 
§129. 2. England. 
Heinrichs VII. (§87) Nachfolger war Heinrich VIH. (1509 
bis 47). Despotisch, eitel, ein roher Egoist voll wilder Sinnlich¬ 
keit, ein heftiger Gegner Luthers, zerfiel er mit Papst Cle- 
mens VII., als dieser seine Ehe mit Katharina von Aragonien, 
der Schwester der „wahnsinnigen" Johanna, nicht lösen wollte, 
wonach Heinrich begierig war, um die ehrgeizige Anna BoleyiL 
(spr. Bülen) heiraten zu können. So trennte der König die Ehe 
eigenmächtig, erklärte sich zum obersten Haupt der Kirche , 
zog die Kirchengüter ein, ließ aber Kultus und Dogma der 
katholischen Kirche bestehen (1534). Eine Schreckensherrschaft 
folgte; unter den Hingerichteten befand sich auch der Kanzler 
Thomas More, der Verfasser des Sozialromans „Utopia".
	        
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