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17. Die Lüneburger Heide.
Einer der bekanntesten Teile der großen, norddeutschen
Ebene ist die im Herzogtum Lüneburg belegene Heide. Sie
ist weithin berüchtigt. Die Grenze derselben gegen das Kultur—
land ist oft sehr scharf gezogen, ein Fluß bildet dann wohl
die Scheide, — meist aber verliert sie sich allmählich. Man
schreitet aus der fruchtbaren Ebene heraus, die Wiesen werden
magerer, der Voden sandig gehügelt, die Dörfer liegen weit
zerstreut von dürftigem Acker umgeben, die Kiefer tritt auf
und verkündigt mit Birken gemischt den Übergaug zur Heide,
die schon einzelne Ausläufer entgegensendet. Endlich verschwindet
die menschliche Nähe und mit ihr der betretene Pfad, und nach
stundenlanger Wanderung über kahle, von Riedgras und Im—
mortellen bewachsene Höhenzüge sieht man sich mitten in
der Heide.
Ein wunderbar gemischtes Gefühl ergreift den Fremden,
der sie zuerst betritt. Beklommen steht er still, als sei er
plötzlich auf einen verödeten, ausgestorbenen Planeten geworfen.
Da sprießt kein Halm, da grünt kein Baum, da rankt sich
keine Blume hinan. Da ist nur Himmel und Heide.
Und dennoch ist es nicht bloß dieses Gefühl der Verlassen—
heit und Erstorbenheit, welches uns beherrscht. Mitten in
diese unheimliche Scheu mischt sich leise ein heimlicher Reiz —
und dieser Reiz heißt Natur. Ja, auch diese sonnenverhrannte,
ausgezehrte Heide fesselt; denn sie ist doch Natur. Hier in
der offenen Heide ist kein Kornfeld, keine Straße, kein Dorf;
die Erde ist noch frei vom Joche der Kultur. Eine einzige,
kleine Pflanze sperrt ihr den Weg und zwingt sie, machtlos
ihre Waffen zu strecken. Und so ist denn wirklich die Heide
ein Stück reiner, ursprünglicher Natur.
Der Boden der Heide ist großenteils Sand, der sich ent—
weder in gerader Fläche hinstreckt oder schwache, lang aus—
laufende Huͤgelwellen auswirft. über den unfruchtbaren Grund
ist eine sparsame Humusschicht gestreut, und sie genügt dem
Heidekraut, um sein filzartig zähes Wurzelnetz hineinzuweben.
Saftlos und spröde entladet sich der Oberstock des Heidekrauts
in einem Übermaß von Zweigen, die in dichtem Busch nach
oben drängen und so dem Unterstock nicht Kraft genug lassen,
um einesteils einen aufstrebenden Stamm zu entwickeln, oder
andernteils die zahlreichen Zweige mit grünem Blätterschmuck
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