Full text: (6., 7. [und 8.] Schuljahr) (Teil 4)

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Muhble zu verpflichten, zu welchèr Verpflichtung sich diese 
verstehen mussten, venn sie überhaupt der Woblthat einer 
Wassermũhle teilhaftig werden wollten; so entstanden Mühlen- 
zwang, Mühlenbann und Bannrechte. Anderswo erbauten auch 
Gutsbesitzger und Klöster Wassermühlen und legten ohne 
weitere Prage den Muhlenbann auf ihre Unterthanen. Da 
es bei dem Mangel an barem Gelde in jenen Zeiten über- 
haupt Gebrauch war, alle Abgaben an die Herrschaft, die 
Kirche u. s. w. in Naturalien zu bezahlen, so wurde auch 
der Mahllohn in einem Teil des zu mablenden Getreides ver- 
einbart oder von oben herab bestimmt; dieser Gebrauch hat 
gieh bis in unsere Tage erhalten, obgleieh die anfänglichen 
Ursachen nicht mehr vorhanden sind. 
Die Graupenmühlen, bei denen man durch Reibeisen dem 
Getreide die Schale nimmt, sind in Holland erfunden, und 
die erste ist 1660 bei Saardam erbaut worden. 
Windmühlen sollen in Asien erfunden und durch die 
Kreuzzũuge den Europäern bekannt geworden sein; doch waren 
schon ums Jahr 1105 Windmühlen in Frankreich, weswegen 
diese Annahme keineswegs zuverlässig ist. Nach einer anderen 
Meinung soll die Bockmũhble, bei der sich das ganze Gebäude 
um einen Zapfen dreht, eine deutsche Erfindung sein, weil 
man diese Bockmühle lange „deutsche Mühle“ genannt hat. 
Die bolländische Windmühle, wo nur die Kappe mit den 
Plügeln drehbar ist, ist ohne Zweifel eine holländische Er- 
findung, und sie soll 1650 gemacht worden sein. 
Eine englisch-amerikanische Erfindung der Neuzeit sind 
die Muhblen, welehe statt der bisher gebräuchlichen Steine 
metallene Walzen bewegen, die das Getreide mablen. Sehr 
grosse Werke dieser Art treibt man mittelst Dampfkraft, und 
die Grösse ihrer Wirksamkeit lälst die aller andèren Mühblen 
weit hinter sich zurück. Nur gehört zu ihrer Anlage ein 
grosses Kapital und zu ihrer stetigen Arbeit ungeheure Massen 
Mablstoff, wie ihn das tägliche Bedürfnis selbst einer reich 
bevölkerten Gegend keineswegs verlangt. 
Bis in das 16. Jahrhundert kannte man kein anderes 
Mittel, von dem Mehl die Kleie zu scheiden, als die gewöhn- 
lichen Handsiebe; damals erfand man aber die Kunst, dieses 
mittelst der Beuteltũcher zu thun, welche man mit der Mabl- 
mühle in Verbindung zu setzen weils. 
Nachdem die Menschen gelernt hatten, das Getreide zu
	        
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