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Und als die hamburgischen Gesandten diese Worte geredet,
ließ der Graf sie in ein Gezelt führen und gut bewirten,
während er ging, seinen Entschluß zu fassen. Und seine hol⸗
sleinischen Raͤte und Ritter, die Hamburg ungern aus dem Ver⸗
bande ihres Landes scheiden sahen, wolllen dem Grafen zureden,
daß er das Begehr abschlüge und sich mit den Waffen ersiege,
was seines Rechtes sei. Aber Graf Wolfs Herz war getroffen
bon den Worten der Hamburger, und auch sein Geist erwog,
wie seines Vaters Liebe für die Stadt ihr schon den Weg der
Unabhängigkeit, den sie inzwischen gegangen, vorgezeichnet habe
zu wachsender Bedeutsamkeit und Größe. Und also zurück—
hlickend in die Vergangenheit und vorwärtsschauend in die ferne
Zukunft, und die Bestimmung der Stadt nach dem Willen
Gotles erkennend, wurde es dem großherzigen, edlen Jüngling
leicht, den eigenen Vorteil, seine Rechte über Hamburg, auf⸗
zuopfern. Und er berief die Gesandten wieder vor sich und
gewährte ihnen in freundlichen Worten ihr Ansuchen und
ficherte der Stadt ihre Freiheit feierlich zu.
Und als er bald darauf in die Stadt zog, da ist er von
Rat und Bürgerschaft mit Freude und Jubel empfangen und
willkommen geheißen, und nachdem sie vereint die Daͤnenfeste
am Eichholz erobert und zerstoͤrt, hat der Graf eine Urkunde
ausgeferligt, darin er ihr Kaiser Friedrichs Privilegium und
alle sonst erworbenen Rechte und Freiheiten, auch die Zoll—
freiheit durch ganz Holstein, zugesichert hat. Und dies ist der
rechte, wahre Grundstein der hamburgischen Freiheit geworden.
Danach haben die Hamburger den Grafen als ihren Schirm⸗
herrn und Bundesfreund angenommen und anerkannt und haben
darauf den deutschen Handschlag mit ihm gewechselt und unter
Anrufung des Segens Gottes einen feierlichen Weintrunk mit
ihm gehalten. Dann ist der edle Graf weiter gezogen in sein
wiedergewonnenes Land.
Und nachdem im Jahre 1814 Hamburg von französischer
Gewaltherrschaft wieder erlöst und im Genusse der alten neu—
errungenen Freiheit der unschätzbare Wert dieses höchsten Erden⸗
gutes in allen Bürgern so recht lebendig geworden war, da
gedachte man auch dankbar des trefflichen Fürsten, der vor
zod Jahren so großherzig den Grund zu solchem Glücke gelegt
hatte. Und insolge eines gemeinsamen Beschlusses des Rates
d der Oberalten (vom 9. Oktober 1820) wurde im Namen
der „dankbaren Republik“ dem Grafen Adolf IV. ein Denkmal