Full text: (6., 7. [und 8.] Schuljahr) (Teil 4)

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gingen ab und zu, um Anordnungen zu machen, Rat zu 
schaffen und wo es not that, selbst Hand anzulegen. Man 
vertrauete der freien Lage des Gebäudes, den neuen Mauern, 
der in Beziehung auf Peuersgefahr ulservt zweckmãssigen 
Bauart und hatte in diesem Vertrauen den grossen inneren 
Raum der Börse Tausenden von Hlüchtlingen eingeräumt, die 
Ihre Habseligkeiten hier geborgen hielten. Es fehlte nicht 
an Spritzen, welche das Gebäude von aussen deckten. Im 
innern war wenigstens eine kleine Altonaer Spritze. Die 
Smithsche Wasserkunst gewährte hinreichenden Wasservorrat, 
hilfreiche Hände gab es genug; so glaubte man, das Ver- 
derben abwenden zu können. Doch kostete es schon in der 
Nacht vom 5. auf den 6. Mai nicht wenig, Mühe, das platte 
Dach und besonders die dort befindlichen Offnungen vor dem 
immer stärker werdenden FPeuerregen in acht zu nehmen, 
ein Geschäft, das um so peinlicher wurde, je mehr sieh die 
Glut dureh das Heranrücken des Feuers verstärkte und das 
Kupfer des Daches selbst sieb zu erhitzen anfing. Doch 
hielten die hier beschäftigten Männer unverdrossen während 
der Nacht und des Morgens aus. Als die Gefahr grölser 
wurde, brachte Dr. Kirchenpauer, Sekretür des Commerziums, 
die wiehtigsten Papiere und Dokumente nach seiner MWob- 
nung am Jungfernstieg. Die übrigen hier Anwesenden waren 
bemüht, unter Anleitung des Dr. Soetbeer, die FPenster mit 
Mauersteinen auszusetzen, die Bücher der grossen und schönen 
Bibliothek aus der Nähe der Penster wegzuschaffen und die 
wiehtigsten in den Reller hinunter zu bringen; denn schon 
war es unmöglich, Wagen und Arbeitsleute zu ihrem weiteren 
Pransport zu bekommen. Nur ein Wagen konnte angeschafft 
werden und fuhr mit den besten Büchern beladen fort. Als 
gegen Mittag die Kunde hierber kam, dals auch der Jung- 
fernstieg keine Sicherheit mehr gewähre, muslste Dr. Kirchen- 
pauer eilen, um die wiehtigen, dort geborgenen Papiere des 
Commerziums zu erhalten. Ihm war es nieht möglieh, nach- 
her zur Börse zurückzukehren, denn der Portschritt des 
Peuers hatte die Stavenpforte ergriffen, die grosse Johannis- 
strasse brannte bis zur Gerberstralse, diese selbst stand an 
beiden Seiten in FHlammen. die bot den letzten nun schon 
gefahrvollen Ausgang, der denen, die in der Börse waren, 
noch übrig blieb. Eine Stunde später, und sie wurden, aller 
menschlichen Berechnung nach, mit dem Gebäude von den 
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