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da. Es entstand dadurch Zwietracht und Feindschaft, die
eS den Feinden möglich machten, den Einzelnen zu besie¬
gen und zu unterdrücken. Deßhalb wünschte das Volk
einen König, und Samuel, der letzte Richter, erfüllte den
Wunsch desselben und salbte Saul zum ersten Könige.
31. Unter David und Salomo erhob sich das jüdische
Volk zu einer bedeutenden Macht. Da es aber nach Sa-
lomons Lode sich in zwei Reiche theilte, Zwietracht und
Haß die beiden Staaten immer mehr trennten, und die
Ermahnungen und Drohungen der Propheten nicht gehört
wurden, da nahte sich ihr Untergang. Salmanasser, Kö¬
nig von Assyrien, bezwang das Reich Israel (720 v. Chr.),
und versetzte die Einwohner nach Assyrien, und Nebukad-
nezar, König von Babylon, führte (um 600 v. Chr.) das
Volk des Reiches Juda in seine Staaten.
32. Aber auch nach ihrer Heimkehr aus ihrer Ver¬
bannung waren die Juden fast immer fremden Völkern
unterworfen. y Endlich kamen sie (60 vor Chr.) unter die
Herrschaft der Römer. Von den Statthaltern gedrückt,
empörten sie sich, aber vergebens. 70 Jahre nach Christus
wurde die Hauptstadt erobert, Stadt und Tempel zerstört,
und die Einwohner theils getödtet, theils als Sclaven in
alle Länder zerstreut.
33. So hatte sich durch die ganze jüdische Geschichte
der Ausspruch ihres weisesten Königs überall bewahrhei¬
tet: „Gerechtigkeit erhöhet ein Volk, aber die Sünde ist
der Leute Verderben." Einige Jahre vorher, ehe der Staat
zerstört wurde, war Jesus Christus durch Lehre und Bei¬
spiel bemüht, das Volk aus dem sittlichen Verderben her¬
auszureißen, aber man verkannte ihn und ließ ihn auf
Golgatha den Kreuzestod sterben. Doch seine Lehre blieb,
sie besteht noch, und wird ewig bestehen,- eingedenk der
Worte ihres göttlichen Stifters: „Himmel und Erde wer¬
den vergehen, aber meine Worte vergehen nicht."
Die Assyrier, Babylonier und Perser.
34. Assyrien und Babylon lagen im Inneren von
Asien, an den Flüssen Euphrat und Tigris. Als Stifter
des assyrischen Reiches wird Ninus genannt, der die Stadt
Ninive erbauet haben soll. Nach dessen Tode regierte
seine Gemahlin Semiramis, welche durch prächtige Ge-