70
Dahn.
Nun glitt der Zauberstab aus seinen Händen:
Wer hat die Zuversicht, ihn aufzunehmen?
Wer's kann, der wag's: ihm würden alle weichen.
Mir aber ahnt: bis nicht aus Kampf und Siegen
Dies deutsche Volk verjüngt ist aufgestiegen: —
Nicht eher kommt ein Meister seinesgleichen.
Gedichte, II, S. 37t f.
48. Saint Privat.
Heiß war der Augusttag: heißer doch
Entbrannte das Ringen der Mordschlacht noch,
Der grimmigen Schlacht, die dort geschah
Auf den kahlen Hügeln von Saint Privat
b Und den Steilweg hinab von Sainte Marie.
Untreffbar, unsichtbar liegen sie,
Die Franzosen, von steinernen Mauern gedeckt,
In drei Reihen von Schützengräben versteckt.
Und der ragende Kirchhof mit steinernen Zinnen, —
w Wer will im Sturm diese Burg gewinnen,
Im Lauf über schutzlos offnes Gelände
Gegen geschartete Steinbauwände? —
Und es schlägt halb sechs in Sainte Marie:
Da! die preußischen Trommeln, wie rasseln sie!
iS Wie über das schweigend harrende Feld
So mahnend der schrille Hornruf gellt:
„Hinein in das blutige Abendrot!"
„Hinein in den ehernen Schlachtentod!"
Die furchtbar ernsten Töne, sie laden
20 Zu stürmen, zu sterben, drei Gardebrigaden!
Das war ein Ringen todtrotzender Helden,
Wie von den Burgunden die Sagen melden.
Hinauf! hinan! Die Führer zu Roß,
Sie erreicht am leichtsten des Feindes Geschoß,
25 Des ungesehnen, im Pulverdampf:
Das ist nicht mit Menschen ein Waffenkampf:
— Kaum, selten hinter den Scharten der Mauern
Siehst du ein rotes Käppi lauern: —
Nein, feuerspeiende Berge schmettern
so Ihre Lava in flammenden Wettern.
Da kracht die Granate, es pfeifen und zischen
Die Chassepotkugeln und dazwischen
Der Mitrailleusen knarrender Ton! —