222
Heine.
In goldne Strömen über Berg und Tal.
nx) Es zuckt und wacht an allen Orte; 's goht
E Lade do und bort e Hustür uf,
Und 's Lebe wandlet use frei und froh.
Du liebi Seel, was wird's e Fyrtig sy,
Wenn mit der Zit die letzti Nacht versinkt
ros Und alli goldne Sterne groß und chlei,
Und wenn der Mond und 's Morgerot und d'Sunn
In Himmelsliecht verrinnen und der Glast
Bis in die tiefe Gräber abedringt
Und d'Muetter rüeft de Chindlene: „'s ifch Tag!"
iw Und alles usem Schlof verwacht, und do
Ne Laden ufgoht, dört e schweri Tür!
Die Tote luegen use jung und schön.
's het menge Schade guetet übernacht,
Und menge tiefe Schnatte bis ins Herz
iw Ifch heil. Sie luegen use gsund und schön
Und tunke 's Gsicht in Himmelsluft. Sie stärkt
Bis tief ins Herz, —' o wenn 's doch bald so chäm!
„Loset, was i euch will sage!
D'G locke het zwölfi gschlage.
120 Und d'Liechtli brennen alli no;
Der Tag will jemerst no nit cho.
Doch Gott im Himmel lebt und wacht,
Er hört wohl, wenn es Vieri sch lacht!"
Welke, I, L. i«6 ff.
Heinrich Heine.
1 SS. Belsazer.
1. Die Mitternacht zog näher schon;
In stummer Ruh' lag Babylon.
2. Nur oben in des Königs Schloß,
Da flackert's, da lärmt des Königs Troß.
s. Dort oben in dem Königssaal
Belsazer hielt sein Königsmahl.
*. Die Knechte saßen in schimmernden Reihn
Und leerten die Becher mit funkelndem Wein.
6. Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht';
So klang es dem störrigen Könige recht.