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Heyse-
n. Zu spät! Zu nah die grause Gesahr!
Waffenentblößt, unter Rosen rot
Zu Boden sinken sie Schar um Schar.
O seliger Traum, der so tückisch war!
O Heimatwonne, du brachtest den Tod!
Gedichte S. 346 f.
204. Idylle.
I.
1. Junges Weib, wie manche Stunde
Seh' ich deinem Glücke zu,
Wie du auf dem Söller droben
Schaltest ohne Rast und Ruh'.
2. Während du mit kräft'gem Arme
Überm Haupt den Rocken schwingst,
Schnurrt herab die flinke Spindel,
Und du lächelst und du singst.
3. Singst ein Wiegenlied dem Kleinsten,
Das du schaukelst stet und leis,
Und es tanzt dazu dein Knabe
Mit dem Schwesterchen im Kreis.
4. Tarantella tanzt die Kleine,
Noch in ihren ersten Schuhn,
Klatscht den Takt mit beiden Händchen,
Alles, wie's die Großen tun.
6. Giä Ja luna 'mmiezzo mare —*)
Und sie werden es nicht müd',
Bis dem kleinen Paar die Wange
Dunkel wie Granate glüht.
6. Jetzt Orangen aus dem Körbchen
Und ein Brötchen aus dem Schrank
Teilst du aus zum Abendimbiß,
Und sie küssen dich zum Dank.
?. Und das Kind verlangt zu trinken,
Und das Hündchen springt und bellt,
Und die kleinen Vögel wissen,
Wo man offne Tafel hält.
*) „Schon steht der Mond mitten überm Meer", Anfang der Tarantella in neapoli¬
tanischer Mundart (Mitteilung des Dichters).
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