Full text: Gedichtsammlung für UIII bis UII der Vollanstalten oder Klasse III bis I der 6stufigen Anstalten (Teil 6, [Schülerband])

Keller. 
265 
7. Fuhr dann dem Alten rauh entgegen 
Ein Staubgewölk im Sonnenschein, 
Ein Schauer auch von Schnee und Regen, 
So hieb und stach er mächtig drein. 
8. Denn in dem Dufte sah er drohen 
Den Gegner mit gezücktem Speer; 
Drum schlug er, bis der Spuk entflohen, 
Und blickte siegreich um sich her. 
s. Ein Trunk von goldnem Rebenblute 
Erquickt' ihn nach bestandnem Streit, 
Und er genoß mit frohem Mute 
Des Frühlings neue Herrlichkeit. 
io. So ging es denn nach seinem Willen; 
Er schlug den Märzen Jahr um Jahr, 
Bis einst am ersten Tag Aprillen 
Sein tapfres Herz gebrochen war. 
Ges. Werke, X, S. 132 f. 
233. Jung gewohnt, alt getan. 
1. Die Schenke dröhnt, und an dem langen Tisch 
Ragt Kopf an Kopf verkommener Gesellen; 
Man Pfeift, man lacht; Geschrei, Fluch und Gezisch 
Ertönte an des Trankes trüben Wellen. 
2. In dieser Wüste glänzt' ein weißes Brot, 
Sah man es an, so ward dem Herzen besser; 
Sie drehten eifrig draus ein schwarzes Schrot 
Und wischten dran die blinden Schenkemesser. 
s. Doch einem, der da mit den andern schrie, 
Fiel untern Tisch des Brots ein kleiner Bissen; 
Schnell fuhr er nieder, wo sich Knie an Knie 
Gebogen drängte in den Finsternissen. 
4. Dort sucht er selbstvergessen nach dem Brot; 
Doch da begann's rings um ihn zu rumoren, 
Sie brachten mit den Füßen ihn in Not 
Und schrien erbost: „Was, Kerl! hast du verloren?" 
5. Errötend taucht' er aus dem dunklen Graus 
Und barg es in des Tuches grauen Falten. 
Er sann und sah sein ehrlich Vaterhaus 
Und einer treuen Mutter häuslich Walten.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.