Reinick.
Zu schauen, wie sie da sich freun
isOb all der Herrlichkeit umher,
So Gott gemacht zu seiner Ehr',
Wie sie von Herzen jubilieren
Und ein glückselig Leben führen!"
Und wie der Engel also spricht,
20 Da säumten auch die andern nicht,
Schwangen mit leuchtendem Gefieder
Auf einen hohen Berg sich nieder.
Von wo ihr Auge deutlich sah,
Was unten in der Stadt geschah.
25 O weh! soviel sie auch geschaut,
Sie fanden nichts, was sie erbaut.
Die Menschen waren voll Verstand,
Dabei schlau, emsig und gewandt;
Doch wußten sie sich nur zu Plagen,
so Das nannten sie „ihr Glück erjagen."
Da gab's ein Feilschen, Drängen, Schrein,
Und alles nur um Mein und Dein,
Um Geld und Gut, Macht und Gewinn. —
Auf Markt und Gassen her und hin
35 Kein schlicht einfältig Menschenkind
Der Engel Blick da unten findt.
Die Leute hatten Augen zwar
Und waren blind doch ganz und gar
Für all die Schönheit und die Pracht,
40 So Gott der Herr für sie gemacht.
Der König sah nur an sein Zepter,
Grammaticam nur der Präzepter,
Der Schuster seinen Pfriem und Leist,
Der Kriegesknecht sein Schwert zumeist.
45 Wie solches nun die Engel sahn,
Schauten sie sich erschrocken an.
Nach dem, was von der Menschen Art
Auf Markt und Gassen sie gewahrt,
Tät ihnen alle Lust vergehn,
5v Die Leute näher anzusehn.
Da faßten sie denn schweren Groll,
Wurden gewalt'gen Zornes voll
Und flogen graden Wegs sogleich
Zu Gottes Thron ins Himmelreich
55 Und riefen: „Herr, mit deiner Erden