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Reinick. — Reuter.
3. Und Sänger und Maler wissen's,
Und es wissen's viel andere Leut'.
Und wer's nicht malt, der singt es,
Und wer's nicht singt, dem klingt es
In dem Herzen vor lauter Freud'!
Lieder, S. öS,
1. Willst du von dem Lenze singen
Recht aus voller Sängerbrust:
Wie die Lerche mußt du schwingen
Dich hinein in seine Lust;
Mußt dich unter Blüten stecken,
Daß sie dicht dein Haupt umdüften,
Mußt die Brust den Winden lüften:
Alle Sinne dir zu wecken,
Alle Gluten dir zu kühlen —
Du mußt fühlen!
2. Willst du recht vom Leben singen.
Seiner Lust und seinem Schmerz,
Mußt du tief ins Leben dringen,
Offnen ihm dein volles Herz.
Liebe muß dich ganz durchschwingen,
Viele Lust dein eigen werden,
Und manch großer Schmerz auf Erden
j Muß zu deiner Seele dringen,
' Muß dein armes Herz durchwühlen—
Du mußt fühlen!
Li-dcr, S. 223,
325. Sängerpflicht.
Fritz Reuter.
(Mecklenburgisch-Niederdeutsch.)
326. De Pird'kur.
Ick hadd en gauden Fründ, nu is hei dod,
Dat was en wahren Swerenot,
Hei was en Dokter, wenn ok keinen zünft'gen,
Hei doktert blot de Unvernünft'gen,
sPird'dokter was hei, Borchert heit hei,
Un up den Kirchhof liggen deiht hei.
Gott lat em dor nu selig rauhn! —
Na, bei hadd bei enmal tau dauhn
Up einen Gaud, dat, wenn ok nich ganz dicht,
wDoch ok nich wid von Wöhren liggt.
Un up dat Gaud, dor wahnt — för den'n, dei't weiten will —
Noch hüt tau Dag' Herr von April. —
Herr von April, dei hadd en krankes Pird,
En Schimmelhingst un düsend Daler Wirt,
w Un dormit was hei noch nich tau betalen;
Dat was dat beste Pird in sinen Stall.
Herr von April lett also Borchert Halen,
Und sei bespreken nu den Fall
Un nebenbi noch ann're Fälle;
so Dünn kümmt en Mäten 'rin, dei hett en Teller
Mit Snaps un Botterbrod, dat hüllt sei Borchert hen,