Scheffel.
383
Du götterumschwebter, du grünender Wald,
Schon blitzt die Axt, dich zu fällen!
3. Und wir ziehen stumm, eiir geschlagen Heer,
Erloschen sind unsere Sterne —
O Island, du eisiger Fels im Meer,
Steig auf aus nächtiger Ferne.
4. Steig auf und empfah unser reisig Geschlecht —
Auf geschnäbelten Schiffen kommen
Die alten Götter, das alte Recht,
Die alten Nordmänner geschwommen.
5. Wo der Feuerberg loht, Glutasche fällt,
Sturmwogen die User umschäumen,
Auf dir, du trotziges Ende der Welt,
Die Winternacht woll'n wir verträumen!
Ekkehard, S. 119 f.
353. Alt Heideliierst
Alt Heidelberg, du feine,
Du Stadt an Ehren reich,
Am Neckar und am Rheine
Kein' andre kommt dir gleich.
2. Stadt fröhlicher Gesellen,
An Weisheit schwer. und Wein,
Klar ziehn des Stromes Wellen,
Blauüuglein blitzen drein.
3. Und kommt aus lindem Süden
Der Frühling übers Land,
So webt er dir aus Blüten
Ein schimmernd Brautgewand.
4. Auch mir stehst du geschrieben
Ins Herz gleich einer Braut,
i Es klingt wie junges Lieben
Dein Name mir so traut.
5. Und stechen mich die Dornen
! Und wird mir's drauß zu kahl,
! Geb' ich dem Roß die Spornen
[ Ilnd reit' ins Neckartal.
Der Trompeter von Säkkingen, S. 39.
354. Ausfahrt.
1. Berggipfel erglühen,
Waldwipsel erblühen,
Vom Lenzhauch geschwellt;
Zugvogel mit Singen
Erhebt seine Schwingen,
Ich fahr' in die Welt.
2. Mir ist zum Geleite
In lichtgoldnem Kleide
Frau Sonne bestellt;
Sie wirst meinen Schatten
Auf blumige Matten,
Ich fahr' in die Welt.
3. Mein Hutschmuck die Rose,
Mein Lager im Moose,
Der Himmel mein Zelt:
Mag lauern und trauern,
Wer will, hinter Mauern,
Ich fahr' in die Welt!
Gaudeamus, S, iis.