Full text: Gedichtsammlung für UIII bis UII der Vollanstalten oder Klasse III bis I der 6stufigen Anstalten (Teil 6, [Schülerband])

Schiller. 
431 
Muß wetten und wagen, 
Das Glück zu erjagen. 
Da strömet herbei die unendliche Gabe, 
Es füllt sich der Speicher mit köst¬ 
licher Habe, 
*15 Die Räume wachsen, es dehnt sich 
das Haus. 
Und drinnen waltet 
Die züchtige Hausfrau, 
Die Mutter der Kinder, 
Und herrschet weise 
Im häuslichen Kreise 
Und lehret die Mädchen 
Und wehret den Knaben 
Und reget ohn' Ende 
Die fleißigen Hände 
125 Und mehrt den Gewinn 
Mit ordnendem Sinn 
Und füllet mit Schätzen die duften¬ 
den Laden 
Und dreht um die schnurrende Spindel 
den Faden 
Und sammelt im reinlich geglätteten 
Schrein 
130 Die schimmernde Wolle, den schneeich- 
ten Lein 
Und füget zum Guten den Glanz und 
den Schimmer 
Und ruhet nimmer. 
Und der Vater mit frohem Blick 
Von des Hauses weitschauendem 
Giebel 
^überzählet sein blühend Glück, 
Siehet der Pfosten ragende Bäume 
Und der Scheunen gefüllte Räume 
Und die Speicher, vom Segen ge¬ 
bogen, 
Und des Kornes bewegte Wogen, 
^ Rühmt sich mit stolzem Mund: 
„Fest wie der Erde Grund 
Gegen des Unglücks Macht 
Steht mir des Hauses Pracht!" 
Doch mit des Geschickes Mächten 
145 Ist kein ew'ger Bund zn flechten, 
Und das Unglück schreitet schnell. 
Wohl! nun kann der Guß be¬ 
ginnen, 
Schön gezacket ist der Bruch. 
Doch bevor wir's lassen rinnen, 
wo Betet einen frommen Spruch! 
Stoßt den Zapfen aus! 
Gott bewahr' das Haus! 
Rauchend in des Henkels Bogen 
Schießt's mit feuerbraunen Wogen. 
155 Wohltätig ist des Feuers Macht, 
Wenn sie der Mensch bezähmt, be¬ 
wacht, 
Und was er bildet, was er schafft, 
Das dankt er dieser Himmelskraft, 
Doch furchtbar wird die Himmelskraft, 
wo Wenn sie der Fessel sich cntrafft, 
Einhertritt auf der eignen Spur, 
Die freie Tochter der Natur. 
Wehe, wenn sie losgelassen, 
Wachsend ohne Widerstand, 
165 Durch die vollbelebten Gassen 
Wälzt den ungeheuren Brand! 
Denn die Elemente hassen 
Das Gebild der Menschenhand. 
Aus der Wolke 
na Quillt der Segen, 
Strömt der Regen, 
Aus der Wolke ohne Wahl 
Zuckt der Strahl! 
Hört ihr's wimmern hoch vom Turm? 
175 Das ist Sturm! 
Rot wie Blut 
Ist der Himmel; 
Das ist nicht des Tages Glut! 
Welch Getümmel 
wo Straßenauf! 
Dampf wallt auf! 
Flackernd steigt die Feuersäule, 
Durch der Straße lange Zeile
	        
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