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Seidel.
„Ei, ei," so sprach der Geizhals nun,
„Jetzt weiß ich endlich, was zu tun:
Wir wollen uns an Wasser laben,
w Weil dies das Beste, was zu haben!
Wie sich das paßt und herrlich fügt —
Ich hab', soviel für uns genügt,
Zu Hans 'ne ganze Kufe stehn —
Da wollen wir schlampampen gehn!
45 Die leckre Mahlzeit soll uns frommen!"
Und also ist es auch gekommen!
Sie soffen Wasser wie die Schläuche,
Bis ihnen kullerten die Bäuche. — —
Sodann mit manchem Dankeswort
5o Hat sich an seinen Heimatsort
Der Mann aus Kufa froh entfernt,
Vergnügt, daß er so viel gelernt.
Ges. Schriften, VH, S. 230
396. Wälder im Walde.
„Langweilig ist der Kiefernwald?"
Mein Freund, das widerrufst du bald!
Da denk' ich wohl, du sahst ihn nimmer,
Wenn rötlich in den Wipfeln träumt
5 So still der letzte Sonnenschimmer
Und alles rings mit Gold sich säumt;
Wenn sanfte Schwermut wie ein Duft
Liegt in der weichen Abendlust
Und sich der Wald im letzten Strahle
io Abspiegelt in dem glatten See,
Indes zum Wiesengrund im Tale
Vorsichtig zieht das schlanke Reh
Und bei der Drossel letztem Liede
Sich niedersenkt der Abendfriede.
15 Doch auch im stillen Sonnenschein
Und bei des Mittags heißen Lüften,
Wo alles schwimmt in harz'gen Düften,
Da wandr' ich gerne dort allein,
Zu Häupten nur ein sanftes Singen
so Und niederwärts im sonn'gen Kraut
Ein Wetzen, Schwirren und ein Klingen.
Am Sandhang stehn die Schwebefliegen,
Und die Perlmutterfalter wiegen