Uhland.
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„Wer suchen >vill im wilden Tann,
Manch Waffenstück noch finden kann;
Ist mir zuviel gewesen."
2®. Der Graf Gar in tät ferne schon
Den Schild des Riesen schwingen.
„Ter hat den Schild, des ist die Krön',
Der wird das Kleinod bringen!"
„DenSchild hab' ich, ihr lieben Herrn!
Das Kleinod hätt' ich gar zu gern:
Doch das ist ausgebrochen."
27. Zuletzt tät man Herrn Milon sehn,
Der nach dem Schlosse lenkte;
Er ließ das Rößlein langsam gehn,
Das Haupt er traurig senkte.
Roland ritt hinterm Vater her
Und trug ihm seinen starken Speer
Zusamt dem festen Schilde.
28. Doch wie sie kamen vor das Schloß
Und zu den Herrn geritten,
io. Sept. 18U.
441. König §
Der König Karl fuhr über Meer
Mit seinen zwölf Genossen,
Zum Heil'gen Lande steuert' er
Und ward vom Sturm verstoßen.
2. Da sprach der kühne Held Roland:
„Ich kann wohl fechten und schirmen;
Doch hält mir diese Kunst nicht stand
Bor Wellen und vor Stürmen."
3- Dann sprach Herr Holger aus
Dänemark:
„Ich kann die Harfe schlagen;
Was hilft mir das, wenn also stark
Die Wind' und Wellen jagen?"
<• Herr Oliver war auch nicht froh;
Er sah auf seine Wehre:
„Es ist mir um mich selbst nicht so
Wie um die Alteclere."
Puls, Lesebuch VH. 2. Ausl.
Macht' er von Vaters Schilde los
Die Zierat in der Mitten;
Das Riesenkleinod setzt' er ein,
Das gab so wunderklaren Schein
Als wie die liebe Sonne.
2g. Und als nun diese helle Glut
Im Schilde Milons brannte,
Da rief der König frohgemut:
„Heil, Milon von Anglante!
Der hat den Riesen übermannt,
Ihm abgeschlagen Haupt und Hand,
Das Kleinod ihm entrissen!"
so. Herr Milon hatte sich gewandt,
Sah staunend all' die Helle:
„Roland! sag an, du junger Fant!
Wer gab dir das, Geselle?"
„Um Gott, Herr Vater! zürnt mir
nicht,
Daß ich erschlug den groben Wicht,
Derweil Ihr eben schliefet!"
Gedichte und Dramen II, S. 171 f.
rls Meerfahrt.
6. Dann sprach der schlimme Ganelon
(Er sprach es nur verstohlen):
„Wär' ich mit guter Art davon,
Möcht' euch der Teufel holen!"
6. Erzbischof Turpin seufzte sehr:
„Wir sind die Gottesstreiter;
Komm, liebster Heiland, über das
Meer
Und führ uns gnädig weiter!"
7. Graf Richard Ohnefurcht hub an:
„Ihr Geister aus der Hölle,
Ich hab' euch manchen Dienst getan;
Jetzt helft mir von der Stelle!"
s. Herr Naimes diesen Ausspruch tat:
„Schon vielen riet ich heuer;
Doch süßes Wasser und guter Rat
Sind oft zu Schiffe teuer."
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