Baumhoch.
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Rückt die Sonne rot der Erde zu,
Wird im Korne immer tiefte Ruh',
Und der liebe Wind hat's eingewiegt,
20 Wenn die Mondnacht schimmernd drüberliegt.
Wie von warmem Brot ein lauer Duft
Zieht mit würz'gen Wellen durch die Luft.
Stimmen und Bilder. S. 17 f.
Rudolf Baumbach.
18. Mein Thüringen.
1. Mein Thüringen, aus dem ich schied,
Dir klingt mein Sang, dich grüßt mein Lied!
Ich sing's am fernen Meere.
Soweit der Erdengarten reicht,
Kein Land dir, meiner Heimat, gleicht
An Wonne und an Ehre.
2. Du bist so lieb, du bist so traut,
Urahne bist du mir und Braut,
Du wunderschöne Franc!
Der Tannwald ist dein Mantel gut,
Der blaue Himmel ist dein Hut,
Dein Schemel grüne Aue.
3. Und drückt aufs Haupt der Winter dir
Der diamantnen Krone Zier
Und hüllt die stolzen Glieder
In silberweißen Hermelin,
Dann beug' ich mich, o Königin,
Andächtig vor dir nieder.
4. Es klingt in mir ein Kinderreim:
„Daheim, daheim ist doch daheim."
Sie singen's in den Gassen.
Ich selber sang's wohl tausendmal
In meinem grünen Werratal
Und hab' es doch verlassen.
5. O weh, ich hab' mich selbst verbannt
Und vor das Tor mit eigner Hand
Geschoben einen Riegel.
Doch seh' ich jede Nacht im Traum
Mein Heimatland mit Berg und Baum,
Als zeigte mir's ein Spiegel.