Baumbach. — Becker. 19
e. Bringt meiner Heimat dieses Lied,
Die ihr nach seinen Wäldern zieht,
Ihr Vögelein, ihr schnellen!
Ihr Freunde all' am Werrafluß
Nehmt's hin als einen Wandergruß
Des fahrenden Gesellen.
Frau Holde, S- 3 f-
19. Der Gefangene.
r. Liegt ein Schloß im grünen Tal,
Golden malt der Sonne Strahl
Mauer, Turm und Zinne.
Klingend durch die Seele zieht
Mir ein halbvergeßnes Lied
Von getreuer Minne.
2. Schritt ein Haus' zum Zwingertor,
Hellebarde und Feuerrohr
Klirrten durch die Gassen,
Dumpfen Schall die Trommel gab.
Armer gefangener Reiterknab
Muß sein Leben lassen.
I- Mägdlein an dem Fenster stund,
Weinte sich die Äuglein wund
Hinter den Blumenscherben.
„Ist dein Haar so blond und lang
Und so adelig dein Gang,
Knabe, du sollst nicht sterben."
4 An die Rotte unverzagt
Trat heran die schöne Magd,
Still die Knechte standen.
„Gebt mir den Gefangnen frei,
Daß er mir zu eigen sei.
Löst ihm Stricke und Banden!"
5. Neigte sich der Weibel tief,
Und der Landsknechthaufe rief:
„Laßt ihn los und ledig!
Was sie fordert, ist ihr Recht.
Freu dich, junger Reiterknecht,
Preise den Himmel gnädig!"
6. Ward der Reiter frei zur Stund?
Nein. Er sprach mit rotem Mund:
„Jungfrau, laß dein Werben.
Bräche die Treu' ich meinem Lieb,
Ehrlos wär' ich wie ein Dieb.
Lieber will ich sterben."
7 Stumm die Magd die Hände rang.
In den Tod mit festem Gang
Tät der andre gehen.
Dumpfen Schall die Trommel gab;
Bald, du armer Reiterknab,
War's um dich geschehen.
Aus des Knaben Grab hervor
Stieg ein Lindenbaum empor
In des Himmels Bläue.
Im Gezweige nimmermüd'
Singt ein Vögelein das Lied
Von des Knaben Treue.
Von der Landstraße, S. so ff.
Nikolaus Becker.
20. Der deutsche Rhein.
i. Sie sollen ihn nicht haben,
Den freien deutschen Rhein,
Ob sie wie gier'ge Raben
Sich heiser darnach schrein,
2. Solang' er ruhig wallend
Sein grünes Kleid noch trägt,
Solang' ein Ruder schallend
In seine Woge schlägt.
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