Full text: Für Quarta und Untertertia (Abteilung 2, [Schülerband])

Holz, nicht so schwer als dies, einen Schädel brechen wie einen 
Tonkrug." Und er legte die Keule dem Wirt in die Hand. „Wer 
jemals in den Ostmarken über eine Walstatt geritten ist," sprach 
der Fürst, „der kennt die Wunden, welche dieser Knochen schlägt. 
Doch von alten Kriegern habe ich gehört, daß ein Geheimnis in 
dem Holze liegt und daß man schwer des Wurfes mächtig wird; 
denn tückisch soll es dem Unvorsichtigen das eigene Haupt treffen. 
Nicht unwert ist dieses Holz der Hand eines Edlen; denn es war vor 
Zeiten eines Königs Waffe, und mein Vater brachte sie aus der Fremde 
heim." „Dann soll sie ihre Kunst dem Sohn erweisen," rief Ingo 
freudig und faßte darnach. Mit kurzem Armschwung warf er die 
Keule; sie flog in krausem Bogen durch die Luft; doch als alle 
meinten, daß sie zu Boden schlagen würde, fuhr sie wie durch eine 
Schnur gezogen wieder nach dem Manne zurück; er packte sie in 
der Luft am Griff und warf sie wieder hierhin und dahin, immer 
schneller, und immer kehrte sie gehorsam vom Schwünge in seine 
Hand. So mühelos und lustig schien das Spiel mit dem Eichen¬ 
kloben, daß die Zuschauer näher traten und lautes Gelächter durch 
den Kreis ging. „Das ist ein Gaukelspiel des fahrenden Mannes," 
rief Theodulf verachtend. „Es ist eines Mannes Handwehr," 
versetzte der Fremde dagegen; „schwerlich ist dein Schädel fester als 
diese Eisenkappe." Er sprach zu einem der Knaben, und dieser legte 
in Weite eines Speerwurfes einen alten Eisenhelm auf einen Pfahl. 
Der Fremde maß das Ziel, wog die Waffe in schwingender Hand. 
warf sie im Bogen nach dem Helm und sprang in gewaltigem 
Satze nach. Laut krachte das berstende Metall, und doch fuhr die 
Keule wieder zurück, und wieder packte sie Ingo mit starker Hand 
und hielt sie hoch. Ein Ruf des Erstaunens scholl in dem Ringe; 
ein Haufe sammelte sich neugierig um den zerschlagenen Helm. 
4. „Wohlan," begann Theodulf herablassend, „hast du uns 
deine Gewohnheit gezeigt, so versuch' es auch mit unserm Brauch. 
Führt den Springern die Rosse heran." Zuerst wurden zwei Rosse 
nebeneinander gestellt, Kopf an Kopf und Schweif an Schweif. 
Die Springer traten zurück und schwangen sich mit kurzem Anlauf 
hinüber; fast allen glückte der Sprung; aber bei drei Rossen 
gelang es nur einer kleinen Zahl, und über vier sprang Theodulf 
allein, und als er hinter den Rossen zum Haufen der andern 
zurücktrat, sah er herausfordernd den Fremden an und winkte mit 
der Hand zur Folge. Der Fremde neigte das Haupt ein wenig 
und tat denselben Sprung so sicher, daß das Feld vom Beifall 
widerhallte. Da rief Theodulf das fünfte Roß heran zum schweren 
Sprung; nur selten vollbrachte ihn einer der Behendesten. Aber
	        
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