Full text: Für Quarta und Untertertia (Abteilung 2, [Schülerband])

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gar alles Lösegeld den armen Groiern. Das tat die fürstliche 
Milde des Richard Löwenherz, und diese Großmut erhob den 
Ruhm dieses Helden über alle Edlen. Achtzehn Rosse und Rüstungen 
schlug er aus einem Turniere heraus, und alles überließ er den 
Rufern und Wappenschauern an den Schranken. Da wurde 
mancher glücklich. 
10. Ein solcher Massenkampf phantastisch geschmückter Kämpfer, 
von denen jeder für den Speerstich doch Raum zum Anlauf be¬ 
durfte, muß ein weites Feld gefordert haben und schwer über¬ 
sehbar gewesen sein. Er versammelte eine ungeheure Menschen¬ 
menge und regte den leidenschaftlichen Anteil der Zeitgenossen 
auf wie kein anderes Ereignis, mehr als eine Schlacht. Immer 
wurden der Frühlingsglanz des Mai, das frische Grün des 
Grundes, die Blüten am Baum und auf der Wiese als zugehörig 
mit empfunden. Darüber entzückte die Spannkraft von Mann 
und Roß, die heftigen Bewegungen, der unaufhörliche Wechsel 
leidenschaftlich bewegter Gruppen, Speerkrach und Schwertklang, 
das Wiehern und Schnauben der Rosse, welche die Aufregung der 
Reiter teilten, die Rufe der Ritter und Knappen und der Beamten 
des Turniers — sperä sper, wichä wich, hurtä hurt, slahä 
slach, stich und stich, jarä! wurrawei! (Speer her, schlage, 
stich, weiche, drauf!) — Dazu unaufhörliche Erfolge und Unglücks¬ 
fälle, die Gestalten und Rüstungen erlauchter Herren, bekannte und 
berüchtigte Reiter der Landschaft, die Zuschauerbühne mit ge¬ 
schmückten Frauen, die bunten Farben und Stoffe, Malerei und 
neue Erfindungen an Waffenkleidern und Pferdedecken, zuletzt die 
Menge zusammengelaufenen Volks; es waren sinnbetörende Bilder 
für Kämpfende und Zuschauer. Und es wird berichtet, daß 
solche Turniere einen ganzen Tag währten, ja mehrere Tage 
hintereinander. 
88. Mittelalterliche Schlachten. 
August Sach, Deutsches Leben in der Vergangenheit, Halle (Waisenhaus), 1890, I, S. 867. 
1. Es ist eigentümlich, wie der alte Brauch der Germanen, 
Tag und Ort der Schlacht mit dem Feinde zu vereinbaren, noch 
im Mittelalter zuweilen geübt ward. Die Schlacht galt eben als 
ein Zweikampf, in dem ein Gottesurteil zwischen den Gegnern 
entscheiden sollte. Es wurden Sicherheiten gegeben, daß bis zu 
der bestimmten Frist der Friede nicht gebrochen werde; jeder 
Feldherr bedrohte seine Soldaten, falls sie vorher Feindseligkeiten 
perübten, mit dem Galgen,
	        
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