Full text: Für Quarta und Untertertia (Abteilung 2, [Schülerband])

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Da klopft's auf seine Schulter, er fährt erschreckt empor. 
„Komm heim, du bist gerettet!" so ruft es an sein Ohr. 
17. Und einen Bergmann sieht er froh lächelnd vor sich stehn; 
Der faßt ihn fest beim Arme und winkt ihm fürder zu gehn. 
Mit Leitern, Stahl und Seilen wird kühn ein Pfad gebahnt, 
Wo Maxens Fußtritt strauchelt, stützt ihn des Retters Hand. 
18. Der lädt ihn auf den Rücken, wo Klüfte schwindelnd drohn. 
Wohl sind der Treue Schultern des Fürsten schönster Thron. 
Rasch geht's zutal, wo jauchzend Tirol empfängt die zwei, 
Kein Spötter kann belächeln die seltne Reiterei. 
19. Wohl kündet uns die Sage aus grauer Ahnenzeit 
Von einem Himmelsboten, der schützend ihn befreit. 
Jawohl, ein Engel war es, ein Schutzgeist, stark und kühn, 
Des treuen Volkes Liebe, so nennt zu deutsch man ihn. 
20. Ein Kreuz auf hohem Felsen blickt nieder in das Land 
Und zeigt den Ort, wo bebend einst Habsburgs Sprosse stand. 
Noch lebt die edle Kunde und jubelt himmelwärts 
Aus manchen Sängers Munde, aus aller Tiroler Herz! 
88. Deutscher Brauch. 
(1495.) 
Anastasius Grün, a. a. £)., V, S. 62 (gekürzt). 
1. Zur Gruft sank Kaiser Friedrich. Gott geb' ihm sanfte Ruh'! 
Max saßt sein gülden Zepter, — ei, Sonnenaar, Glück zu! 
Zu Worms nun hielt er Reichstag. Auf, Fürstenschar, herbei, 
Zu raten und zu fördern, daß Recht und Licht gedeih'! 
2. Einst in dem dumpfen Ratsaal sprang Max empor in Hast; 
Der Staub der Pergamente nahm ihm den Odeni fast; 
Die spitzen, klugen Reden, die machten toll ihn schier. 
Da ries er seinen Narren: „Freund Kunze, komm mit mir!" 
3. Den Treuen liebt er vor allen, wohl einem Gärtner gleich, 
Der jeden Baum mit Liebe pflegt in dem Gartenreich, 
Doch einen sich erkoren, in dessen Schattenhut 
Nach schwüler Tagesmüh' er am liebsten abends ruht. 
4. Es wallten nun die beiden die Straßen ein und aus. 
Dort auf dem großen Marktplatz sahn sie ein stattlich Haus; 
Da rief der Kunz: „Mein König, schließt Eure Augen schnell! 
Denn, traun, schon las manch einer sich blind an dieser Stell'. 
5. Französisch ist's; Ihr wißt ja, wie's Frankreichs Söhne treiben, 
Die anders schreiben als sprechen und anders lesen als schreiben, 
Und anders sprechen als denken und anders setzen als singen, 
Die groß in allem Kleinen und klein in großen Dingen." 
6. Ein Rittersmann aus Frankreich wohnt in dem stolzen Haus. 
Sein Wappenschild, hellglänzend, hängt hoch zur Pfort' heraus,
	        
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