Full text: [Teil 7, [Schülerband]] (Teil 7, [Schülerband])

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Noch leb' ich, Mensch. Und Lajus ist wie alle, 
ein Narr, ein 5churk', ein Lügner, nur kein Mann! 
Und wär' er's, frommt es nicht,- kein Held verjüngt 
Nom und die Welt, wie er mit Blut sie düngt, 
wenn's Götter gab', auf diesem Berg der Scherben 
vermöcht' ein Gott selbst nicht mehr frucht zu ziehn. 
Und nun der blöde Knab'! Nein, nein, nicht ihn, 
die Nachegeister, welche mich verderben, 
die Furien, die der Nbgrund ausgespien, 
sie und das Chaos setz' ich ein zu Erben! 
Für sie dies Zepter!" — 
Und im Schlafgewand 
jach sprang er auf, und wie die Glieder flogen 
im Todesschweiß, riß er vom Fensterbogen 
den Vorhang fort und warf mit irrer Hand 
hinaus den Stab der Herrschaft in die Nacht. 
Dann schlug er sinnlos hin. 
Im Hofe stand 
in sich vertieft ein Kriegsknecht auf der wacht, 
blondbärtig, hoch. Zu dessen Füßen rollte 
des Zepters rundes Elfenbein und sprang 
vom glatten Marmorgrund mit Hellem Klang 
an ihm empor, als ob's ihn grüßen wollte. 
Er nahm es auf, unwissend, was es sei, 
und sank zurück in seine Träumerei. 
Er dacht' an seinen Wald im Wesertal: 
die düstern Wipfelkronen sah er ragen - 
er sah am Malstein die Genossen tagen, 
blank jedes Wort wie ihrer Streitaxt Stahl, 
und treu die Hand zum Sühnen wie zum schlagen. 
Und an sein liebes Weib gedacht er dann- 
er sah sie sitzen an des hüttleins schwelle 
im langen, gelben haar, wie sie, mit schnelle 
die Spindel wirbelnd, in die Ferne sann. 
Wohl her zu ihm,- und vor ihr spielt' am Uain 
sein Knabe, der den ersten Speer sich schnitzte, 
und dem so kühn das blaue Uuge blitzte, 
als spräch's: Ein Schwert nur, und die Welt ist mein 
Und plötzlich floß dann — wie, verstand er kaum — 
ein andres Bild in seinen Heimatstraum; 
vor seine Seele drängt' es sich mit Macht, 
wie er dereinst in heißen Morgenlanden 
als wacht an eines Mannes Kreuz gestanden, 
bei dessen Tod die Sonn' erlosch in Nacht.
	        
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