Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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Italiens zu decken? Erstlich wurden die Kriegsgefangenen dazu ver— 
wendet, welche die Feldherren als Verherrlichung ihres Triumphes mit 
nach Rom brachten oder aus fernen Ländern dem Volk als Geschenk 
übersandten. Die aufständischen Gladiatoren, welche unter Spartakus, 
einem geborenen Thraker, den gefährlichen Sklavenkrieg verursachten, 
stammten größtenteils aus Spanien oder Thrakien. 
Viele Kriegsgefangene aber, wie besonders die Sachsen, griffen 
zum Selbstmord, um der Schmach zu entgehen, dem feindlichen Volke 
zur Augenweide dienen zu müssen. 
Einen zweiten Teil der Gladiatoren machten die zum Tode verdammten 
Nichtbürger aus, die in der früheren Zeit wohl beinahe ausschließlich 
dazu verwendet wurden. Die Begriffe „Schuldige“, „Sträflinge“ mögen 
aber sehr weite gewesen sein, und in unruhigen Zeiten und von un— 
gerechten Gewalthabern wurde es mit dem Schuldigerklären nicht genau 
genommen. Während der Christenverfolgungen genügte oft schon das 
Bekenntnis, zu den Galiläern zu gehören, um zum Fechterspiele ver— 
urteilt zu werden. Doch rettete auch hier manchen der Nachweis des 
römischen Bürgerrechtes; anders war es mit den Sklaven, die ohne viele 
Umstände in die Fechtschulen verkauft werden konnten. Es gab Gladia— 
torenhändler von Profession, die für den starken Bedarf durch Aufkaufen 
von kräftigen Sklaven sorgten, zu welchem Zwecke sie mit den Seeräubern 
oder den kriegerischen Nationen des Auslands in Verkehr traten. 
Nicht selten kam es vor, daß freie Leute sich für Lohn und Kost 
als Fechtersklaven verkauften und einen Schwur leisteten, daß sie sich 
unweigerlich mit glühendem Eisen brennen, in Fesseln schlagen, peitschen 
und mit dem Schwerte töten lassen wollten, überhaupt feierlich ihrem 
Herrn Leib und Leben zu eigen gäben. Das Motiv dieser Erniedri— 
gung bildete wohl meist die Verzweiflung über unnütz vergeundetes Leben 
und Gut und das Unvermögen charakterloser Wüstlinge, Mangel zu 
leiden, wenn auch Selbstverkäufe aus edleren Beweggründen sicher vor— 
gekommen sein mögen. Oft trieb ein wirklicher Hang die Leute zu dem 
grausamen Gewerbe, und bei manchen steigerte sich derselbe zur un— 
bezwinglichen Leidenschaft. Überhaupt schwand sehr bald das Gefühl 
für das Schimpfliche des Gewerbes, seitdem freie römische Bürger, selbst 
Ritter und Senatoren, entweder aus niedriger Schmeichelei gegen die 
Gewalthaber, oder, von denselben gezwungen, sich den Gladiatoren bei— 
gesellten. Bereits bei Cäsars Festen erboten sich freiwillig Optimaten, 
in die Arena hinab zu steigen, und er erlaubte es ihnen. Konnte es 
ihm doch nur erwünscht sein, wenn sich die ihm verhaßte Aristokratie 
vor den Augen des Pöbels mit gemeinen Fechterknechten herumschlug. 
Ja sogar Frauen ließen sich willig finden, das Schwert gegen einander 
zu zücken. Den Gipfelpunkt der Schrankenlosigkeit erreichte jedoch die 
rohe Leidenschaft und die Blutschaulust des Volkes, als einzelne Kaiser 
selbst Dilettanten der ehrlosen Kunst wurden, wie Caligula und Com—
	        
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