malen, damit wenn jeder menschliche Laut verhallt war, auch die
Wände zu den Eintretenden sprechen könnten. Bildsäulen von Heiligen
aus kostbarem Metall gegossen oder getrieben, häufig noch wertvoller
durch eingelegte Edelsteine, dienten den Altären zur Zierde, den Um—
zügen zur Verherrlichung. n
Kunstfertigkeit und Reichtum sollten sich hauptsächlich an den Büchern
vereinigen;, die zum Gottesdienste gebraucht wurden. Zunächst wurde
die Schrift dieser Bücher mit dem größten Fleiße besorgt; die geschicktesten
Schreiber wurden damit beauftragt, die vorzüglichsten Maler mußten
an denselben ihre Kunst anwenden. Der Einband der Bücher bestand
aus Elfenbein mit herausgehobenen Bildern, aus Metallplatten mit
eingelegten Edelsteinen.
Auch der Priesterschmuck durfte nicht zurück stehen. Wie die
Domkirchen hierin oft einen unermeßlichen Schatz bewahrten, so
suchten die reichen Abteien auch hierin es ihnen gleich zu thun.
Die Erfindungsgabe und der künstlerische Sinn der Mönche, der
solchen Arbeiten meist das Gepräge der höchsten Vollendung auf—
drückte, leistete manches, was jetzt kaum ausführbar erscheinen dürfte.
Schon vor alten Zeiten hatte der Abt Ivo von St. Gallen in ein
Meßgewand die Himmelfahrt Christi in Gold sticken lassen, und ähn—
liche Gewänder fanden sich in allen größeren Klosterkirchen.
Wohlthätigkeit unter allen Formen wurde als unerläßliche Pflicht
eines klösterlichen Vereins angesehen. In hilfreicher Milderung jeder
Not durch Almosen, in Erweisung von Gastfreundschaft, in der Pflege
der Kranken, in der Bekleidung und Ernährung zugewiesener armer
Kinder erfüllten sie, neben Beobachtung der Ordensvorschrift, einen
wesentlichen Teil ihrer Bestimmung. Die meisten Klöster ließen käglich
Almosen an ihrer Pforte austeilen, wozu, wie für die Kranken, eine
bestimmte Summe jährlich auf die Gesamteinkünfte angewiesen war. Bei
großen Landesnöten, bei Mißwachs und Mangel, waren die Klöster die
offenen Zufluchtsstätten aller Hungernden. Gastfreundschaft galt schon
von alters her als Pflicht der Klöster Größere Stifter hatten ein
eigenes Fremdenhaus eingerichtet und die Besorgung der Ankommenden
einem Ordensbruder übertragen, damit der geordnete Gang des klöster⸗
lichen Lebens nicht leide Dann gab es noch besondere Herbergen für
Arme, Pfründhäuser, worin eine bestimmte Anzahl Dürftiger Aufnahme
fand, die zu leichteren Diensten in der Kirche und in der Wohnung
der Ordensbrüder verwendet wurden, sowie Krankenhäuser worin
Brüder und Schwestern die Darniederliegenden pflegten. Endlich fanden
auch arme Studierende in den Klöstern Unterkommen oder die zu ihrer
leiblichen und geistigen Erhaltung nötige Unterstützung, und mancher
ausgezeichnete Maun mag hiedurch für die Kirche oder den Staat ge—
bildet worden sein dessen Fähigkeiten ohne dieses Hilfsmittel unent—
wickelt geblieben wären
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