vinz und das Schicksal aller Provinzen des römischen Reiches teilend,
hierauf Jahrhunderte lang von rohen germanischen Völkerschaften durch—
zogen und geplündert, abwechselnd die Beute der Alanen, der Sueven,
Vandalen und Westgoten, blieben die hispanischen Länder schließlich
Eigentum der letzteren, welche hier ein Reich gründeten. Die lang
andauernden Verwüstungen, Kämpfe und inneren Unruhen ließen das
Land unter westgotischer Herrschaft nicht aufblühen; hundert Jahre
nach der Einnahme durch die Araber ist das Land allenthalben ange—
baut und kunstvoll bewässert. Neben den einheimischen Getreidearten,
neben dem Wein und der Orange ziehen die Mauren Zuckerrohr, Baum—
wolle und Seide. Eine Reihe von Städten wuchs heran zu Pfleg—
stätten des Gewerbfleißes, der Kunst und der Wissenschaften. In den
Hafenstädten herrscht ein reges Leben von fremden und maurischen
Schiffen, welche die Produkte des Bodens, die Erzeugnisse der Industrie
fremden Ländern zuführen. Die Klingen von Toledo, die Seiden- und
Baumwollengewebe von Granada und Murcia, das fertige Schafleder
von Cordova (Korduan) und Sevilla, Baumwollenpapier von Rativa,
spanische Wolle waren in den Häfen von Marseille, Genua, Pisa und
Konstantinopel wohlbekannt! Die Hauptstädte Sevilla und Granada,
Residenzen der Omajjaden, welche hier ein neues Kalifat errichteten,
zählten Hunderttausende von Bewohnern. Der Reichtum der Architektur, die
Großartigkeit der Palastbauten und Moscheen übertraf alles Dage—
wesene, und noch heute bewundert der Reisende die selbst in Ruinen
noch herrlichen Formen der Alhambra, des Generalife bei Granada
und andere Überreste maurischer Größe. Es war die goldene Zeit der
spanischen Halbinsel Was heute noch von Bodenkultur in den süd—
lichen Provinzen, was noch von Judustrie in don Städten vorhanden
ist; ausgenommen Barcelona, stammt daher.
Noch zur Zeit der Kreuzzüge übertraf, alles in allem gendmmen, die
arabische Kultur die europäische; aber schon begann sie, einer Treibhaus—
pflanze gleich, die dem mütterlichen Boden entrissen ist, zu welken, bis
der große Mongolensturm des 13. Jahrhunderts — eine schreckensvolle
Volkerwanderung des Ostens — sie in Blut und Feuer begrub.
Engelmann—
32. Das sächsische Kaiserhaus.
Das wichtigste Ereignis des zehnten Jahrhunderts ist die Her—
stellung des abendländischen Kaisertums. Hier liegt der große Wende—
punkt jener Zeit: vor demselben Auflösung, Zersplikterung, Verwilderung
aller Orten im Abendlande, die christliche Welt in unglücklichen oder
mindestens zweifelhaften Kämpfen mit den heidnischen Völkern; nach
demselben Herstellung staatlicher und kirchlicher Ordnungen, Zusammen—
schluß, Kräftigung der Sitte und frisch aufkeimendes Geistesleben, der
Sieg des Christentums über das Heidentum wird im Oeceident für alle
h.
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