Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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handelte: es war ein Glück, daß das Ansehen und die geistliche Macht 
der Kirche und der Päpste allmählich emporkamen und immer mehr 
ihren Einfluß auf alle gesellschaftlichen Verhältnisse verbreiteten. Diese 
Macht, öfters zu guten Zwecken gemißbraucht, hier heilsam, dort 
schädlich, entwickelte sich als ein notwendiges Gegengewicht der immer 
mehr um sich greifenden physischen Kraft und einer unbeschränkten 
Willkür. Es entstand der Kampf der Intelligenz mit dem Körper, 
der geistigen Bedürfnisse mit den sinnlichen Neigungen, der Ideen mit 
mit den Leidenschaften, der übersinnlichen mit der sichtbaren Welt, 
welche erstere Kirche und Papst in ihrer Einheit versinnlichten. Es 
ist uͤnstreitig, daß die geistliche Gewalt ihre Ansprüche bis ins 
Abenteuerliche steigerte, daß sie in alle weltliche Verhältnisse eindrang 
und sie beherrschte, daß sie gebot und verbot, anordnete und aufhob, 
belohnte und bestrafte, was eigentlich nicht zu ihrem Reiche gehörte, 
sondern der weltlichen Gewalt allein hätte zufallen und verbleiben müssen. 
Aber man vergesse nicht, daß der Staat im eigentlichen neueren Sinn 
des Wortes damals nirgends existierte, daß der Unterschied zwischen der 
Gesetzgebung der Religion und der des strengen Rechts kaum geahnet 
wurde, daß der gesetzmäßige Zwang, der wahre Schutz der Freiheit, 
noch nicht ins Leben getreten war, daß die Fürsten und der Adel sich 
alles ungestraft erlaubt haben würden, wenn sie nicht den Bann der 
Kirche und die Strafurteile der Päpste gefürchtet hätten. Man bedenke 
dies alles, und man wird der geistlichen Macht im Mittelalter nicht 
allein Gerechtigkeit widerfahren lassen, sondern derselben als ein not⸗ 
gedrungenes Heilmittel huldigen. Andere Zeiten haben andere Mittel 
entdeckt oder erfunden und den Leidenschaften andere, zweckmäßigere 
Hemmketten angelegt. Aber man kann nicht in Abrede stellen, daß der 
Damm, den ihnen die Kirche damals entgegenstellte, eben so impo⸗ 
nierend und majestätisch als nützlich war 
Das Aufblühen der Städte, ihr immer wachsender Reichtum, die 
Formen ihres Gemeinwesens, ihr thätiger Gemeinsinn sind die Krone 
des Mittelalters. Es entstanden in Italien, in Frankreich, in Deutsch⸗ 
land, in der Schweiz eine Menge kleiner Republiken, die nicht ihre 
Gründung, aber ihr Gedeihen teils den aus den Kreuzzügen hervorgehenden 
Handelsverbindungen und Verhältnissen, teils der klugen Vorsicht der 
Könige und Fürsten, die ein Gegengewicht brauchten, um dem Adel 
die Wage zu halten, teils den innern Fehden und Parteiungen der 
Länder zu verdanken hatten. So wirkten auf das städtische Wesen in 
Italien die Kriege zwischen den Guelfen und Ghibellinen, in Deutschland 
die Zwistigkeiten zwischen den Kaisern und Päpsten, in Frankreich die 
immer sich erneuernden Kämpfe der Könige mit den mächtigen Kron⸗ 
vasallen. Aber so traurig und verderblich diese Umstände auch waren, 
so entfaltete sich aus ihnen für die Städte eine politische und bürger— 
liche Freiheit und zumal ein kühner, unternehmender, großartiger Frei⸗ 
heitssinn, die es mit den schönsten Zeiten von Griechenland und Rom
	        
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