Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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amerikanischen Städten trägt dieselbe Einförmigkeit von innen und außen 
zur Schau, mag es am atlantischen oder stillen Ozean stehen. Im 
Erdgeschoß sind Küche, Vorratszimmer und die Wohnstube des 
Gesindes; zur Hausthür führen immer ein paar Stufen, dann tritt 
man in einen schmalen Gang und von da ins Besuchszimmer. Hinter 
dem Besuchssaal ist, nur durch eine Zwischenwand von blanken Flügel— 
thüren geirennt, das Wohnzimmer. Reichere haben im ersten Stock 
auch noch Bibliothek-, Zeichnen- und andere größere Zimmer, welche 
ebenfalls zum allgemeinen Gebrauche dienen. In einem Anbau des 
Hauses nach hinten befindet sich der Regel nach der Raum zum Speisen. 
Im zweiten und dritten Stock sind Privatzimmer, ganz oben sehen noch 
kleine Fenster aus der Gesindeschlafkammer heraus. 
Die Weltsitte bedingt jett nur eigene Räume für jeden Haus⸗ 
bewohner oder Gast, und einige größere Zimmer, um Gesellschaft zu 
empfangen. Wie wenig Willkür erlaubten sich dagegen unsere Vor— 
fahren in der ganzen Einrichtung des Hauses, wie angemessen erschien 
alles der damaligen Ordnung der Familie und des Hausstandes. Da 
war vor allem die große Familienstube mit dem Ehrensitze für Haus⸗ 
herrn und Hausfrau, den erhöhten geschmückten Räumen in den Erkern 
oͤder in den Fensternischen für die Töchter, den schimmernden Schrein 
für Silbergeräthe und Ehrengeschenke. Da war ferner vor der etwas 
höher liegenden Familienstube die Diele oder die Hausflur, wo die 
Kinder spielten, die hellglänzende und geräumige Küche, wo man sich 
manchmal am Herde sammelte, der große Saal mit altertümlichen 
Bildern für besondere festliche Gelegenheiten. Das Schlafzimmer der 
Herrschaft hatte seinen bestimmten Platz im Hause, es war stets so 
angebracht, daß man von da aus durch ein Guckfenster überschauen konnte, 
was im Hause vorging. Oben im Hause lagen die Schlafstuben für die 
Söhne und Töchter, die Gastzimmer, die Leinenkammer, die Bibliothek, 
im Hinterhause befand sich nahe an der Küche die Mägdekammer, auf 
dem Hofe, nahe den Stallungen die Knechtskammer, unmittelbar an 
der Küche war die Gesindestube. Zu den weiten Kellern unter dem 
Hause kamen andere Räume für die Vorräte und Waren auf dem hohen, 
dreifach durchschichteten Boden. 
Diese ganze Einrichtung ist in den neuern Häusern abgeworfen. 
Das deutsche Bürgerhaus mit dem hohen Giebeldach ist fast gänzlich 
aus der Mode gekommen, man braucht keinen Boden mehr zum Auf⸗ 
bewahren des Vorrats, weil man bei den erleichterten Verkehrsmitteln 
das Nötige täglich auf dem Markte oder in den Läden kaufen kann. 
Es ergeben sich nach den vier großen ethnographischen Gebieten 
Deutschlands vier verschiedene Formen von deutschen Bauernhäusern. 
Das niedersächsische Bauernhaus ist hochgieblich und weiträumig, besteht 
aus Fachwerk und hat Tenne, Ställe für Pferde und Rindvieh mit 
den Wohnungen unter einem Dache. Auf die lange Tenne führt das 
Einfahrtsthor; die Krippen in den Stallungen können zu beiden Seiten
	        
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