Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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dieser Häuser macht daher einen imposanten, ja sogar majestätischen 
Eindruck, während die Straße in ihrer Gesamtheit von einer gewissen 
monotonen Wirkung ist. Allein selbst in dieser Einförmigkeit liegt etwas 
Anziehendes und Erlösendes für den Fremden, dessen von der Hast 
unserer modernen Städte geplagter Geist auf diesen dunkeln, fast feier⸗ 
lich anzuschauenden Massen von Stein ausruht, wie draußen am Anblicke 
eines dunklen, tiefen Waldes — um so mehr, als sich auf dem Hinter⸗ 
grunde dieser Architektur ein viel eigentümlicheres Volksleben entfaltet 
als in Nürnberg. Menschen von einem andern Schlag leben in Regens— 
burg, trotz der düsteren Färbung ihrer Häuser doch sorgloser und 
bequemer, mit schönen Promenaden um ihre Stadt, auf denen sie sich 
gegen Abend fleißig tummeln; mit einem allerliebsten Theater, welches 
dicht neben einem alten, neuerdings in ein Priesterseminar verwandelten 
Kloster liegt; mit zahlreichen Bierhäusern und Unterhaltungsplätzen; 
weniger mühselig arbeitend, als ihre Brüder an der Pegnitz, aber 
darum nicht minder eines behäbigen Wohlstandes sich erfreuend — 
dankbar für jede gute Gabe, welche eine freundlich gesinnte Natur in 
Wald, Feld und Wiese für sie reifen, im Wasser und auf dem Wasser 
ihnen zuschwimmen läßt — Franken und Protestanten die einen, 
Bayern und Katholiken die andern. Ein Zug vom Süden ist schon 
in dieser Stadt, etwas von jener Art des Lebens, das sich des Tages 
freut und ihn am frühen Morgen mit einem fröhlichen Worte beginnt. 
Malerisch, mit bläulichen Hügelketten und fruchtbarem Thalgrunde, breitet 
sich die Landschaft um Regensburg aus und dicht unter den Mauern 
dahin rauscht in schon mächtigem Strome die Donau, diese schöne, blaue 
Donan, welche von hier nach Passau fließt, von Passau nach Linz und 
von da nach dem fernen, stolzen Wien. 
Nirgends überblickt man die weite Donauebene, welche jetzt von 
allen Segnungen des Friedens lacht, wie sie einst der Schauplatz ver— 
hängnisvoller Kämpfe war, so deutlich, als wenn man etwa zwei 
Stunden von Regensburg nach Donaustauf hinausfährt und den Hügel 
ersteigt, auf welchem die Walhalla thront. Es ist dieselbe dem An— 
denken an die Befreiung des Vaterlandes von den Franzosen gewidmet 
und birgt die Büsten berühmter Deutscher. Sie ist von Ludwig J. 
erbaut worden, dessen Seele von Idealen und dessen Herz von Patrio⸗ 
tismus so sehr erfüllt waren. Denn in ihm glühte ein heiliges Feuer 
für das, was man in jenen nebelhaften Tagen Deutschland nannte; 
und obgleich dem ersten Napoleon persönlich so verhaßt, daß dieser 
einst im Zorne ausrief: Wer hindert mich, diesen Prinzen füsilieren 
zu lassen?“ — war er doch verurteilt, die bayerischen Truppen gegen 
den Erzherzog Karl zu führen, damals, in dem Unglücksjahre 1809, 
die letzte Hoffnung Deutschlandd. Damals — wer weiß? — als die 
Trümmer des österreichischen Heeres aus Regensburg zogen, als die 
Vorstadt jenseits der Brücke, die Stadt-am⸗Hof, ein Raub der Flammen 
geworden und hier bei Weichs dicht unter dem Hügel von Donaustauf,
	        
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