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dieser Häuser macht daher einen imposanten, ja sogar majestätischen
Eindruck, während die Straße in ihrer Gesamtheit von einer gewissen
monotonen Wirkung ist. Allein selbst in dieser Einförmigkeit liegt etwas
Anziehendes und Erlösendes für den Fremden, dessen von der Hast
unserer modernen Städte geplagter Geist auf diesen dunkeln, fast feier⸗
lich anzuschauenden Massen von Stein ausruht, wie draußen am Anblicke
eines dunklen, tiefen Waldes — um so mehr, als sich auf dem Hinter⸗
grunde dieser Architektur ein viel eigentümlicheres Volksleben entfaltet
als in Nürnberg. Menschen von einem andern Schlag leben in Regens—
burg, trotz der düsteren Färbung ihrer Häuser doch sorgloser und
bequemer, mit schönen Promenaden um ihre Stadt, auf denen sie sich
gegen Abend fleißig tummeln; mit einem allerliebsten Theater, welches
dicht neben einem alten, neuerdings in ein Priesterseminar verwandelten
Kloster liegt; mit zahlreichen Bierhäusern und Unterhaltungsplätzen;
weniger mühselig arbeitend, als ihre Brüder an der Pegnitz, aber
darum nicht minder eines behäbigen Wohlstandes sich erfreuend —
dankbar für jede gute Gabe, welche eine freundlich gesinnte Natur in
Wald, Feld und Wiese für sie reifen, im Wasser und auf dem Wasser
ihnen zuschwimmen läßt — Franken und Protestanten die einen,
Bayern und Katholiken die andern. Ein Zug vom Süden ist schon
in dieser Stadt, etwas von jener Art des Lebens, das sich des Tages
freut und ihn am frühen Morgen mit einem fröhlichen Worte beginnt.
Malerisch, mit bläulichen Hügelketten und fruchtbarem Thalgrunde, breitet
sich die Landschaft um Regensburg aus und dicht unter den Mauern
dahin rauscht in schon mächtigem Strome die Donau, diese schöne, blaue
Donan, welche von hier nach Passau fließt, von Passau nach Linz und
von da nach dem fernen, stolzen Wien.
Nirgends überblickt man die weite Donauebene, welche jetzt von
allen Segnungen des Friedens lacht, wie sie einst der Schauplatz ver—
hängnisvoller Kämpfe war, so deutlich, als wenn man etwa zwei
Stunden von Regensburg nach Donaustauf hinausfährt und den Hügel
ersteigt, auf welchem die Walhalla thront. Es ist dieselbe dem An—
denken an die Befreiung des Vaterlandes von den Franzosen gewidmet
und birgt die Büsten berühmter Deutscher. Sie ist von Ludwig J.
erbaut worden, dessen Seele von Idealen und dessen Herz von Patrio⸗
tismus so sehr erfüllt waren. Denn in ihm glühte ein heiliges Feuer
für das, was man in jenen nebelhaften Tagen Deutschland nannte;
und obgleich dem ersten Napoleon persönlich so verhaßt, daß dieser
einst im Zorne ausrief: Wer hindert mich, diesen Prinzen füsilieren
zu lassen?“ — war er doch verurteilt, die bayerischen Truppen gegen
den Erzherzog Karl zu führen, damals, in dem Unglücksjahre 1809,
die letzte Hoffnung Deutschlandd. Damals — wer weiß? — als die
Trümmer des österreichischen Heeres aus Regensburg zogen, als die
Vorstadt jenseits der Brücke, die Stadt-am⸗Hof, ein Raub der Flammen
geworden und hier bei Weichs dicht unter dem Hügel von Donaustauf,