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Durch solche Mittel sollte nun eine feste Mauer, eine undurch—
dringliche Wand, die sich noch dazu als Base zweier himmelhoher
Türme anzukündigen hatte, dem Auge zwar als auf sich selbst ruhend,
in sich selbst bestehend aber dabei auch leicht und zierlich erscheinen
und, obgleich tausendfach durchbrochen, den Begriff von unerschütterlicher
Festigkeit geben
Dieses Rätsel ist nun auf das glücklichste gelöst. Die Offnungen
der Mauer, die soliden Stellen derselben, die Pfeiler, jedes hat seinen
besonderen Charakter, der aus der eigenen Bestimmung hervortritt.
Dieser teilt sich stufenweis den Unterabteilungen mit, daher alles im
gemäßen Sinne verziert ist, das Große wie das Hleine sich an der
rechten Stelle befindet, leicht gefaßt werden kann, und so das Angenehme
im Ungeheuern sich darstellt. Ich erinnere nur an die perspectivisch
in die Mauerdicke sich einsenkenden, bis ins Unendliche an ihren Pfeilern
und Spitzbogen verzierten Thüren, an das Fenster und dessen aus der
runden Form entspringende Kunstrose, an das Profil ihrer Stäbe, sowie
an die schlanken Rohrsäulen der perpendikularen Abteilungen. Man
vergegenwärtige sich die stufenweise zurücktretenden Pfeiler, von schlanken,
gleichfalls in die Höhe strebenden, zum Schutz der Heiligenbilder
baldachinartig bestimmten, leichtsäuligen Spitzgebäudchen begleitet und
wie zuletzt jede Rippe, jeder Knopf als Blumenknauf und Blattreihe,
oder als irgend ein anderes im Steinsinn umgeformtes Naturgebilde
erscheint. Man vergleiche das Gebäude, wo nicht selbst, doch Abbildungen
des Ganzen und des Einzelnen zur Beurteilung und Belebung meiner
Aussage. Sie könnte manchem übertrieben scheinen: denn ich selbst; zwar
im ersten Augenblick zur Neigung gegen dieses Werk hingerissen, brauchte
doch lange Zeit, mich mit seinem Wert innig bekannt zu machen.
Unter Tadlern der gotischen Baukunst aufgewachsen, nährte ich
meine Abneigung gegen die vielfach überladenen, verworrenen Zieraten,
die durch ihre Willkürlichkeit einen religiös düstern Charakter höchst
widerwärtig machten; ich bestärkte mich in diesem Unwillen, da mir
nur geistlose Werke dieser Art, an denen man weder gute Verhältnisse,
noch eine reine Konsequenz gewahr wird, vors Gesicht gekommen waren.
Hier aber glaubte ich eine neue Offenbarung zu erblicken, indem mir
jenes Tadelnswerte keineswegs erschien, sondern vielmehr das Gegenteil
sich aufdrang.
Wie ich aber nun immer länger sah und überlegte, glaubte ich
über das Vorgesagte noch größere Verdienste zu entdecken. Heraus—
gefunden war das richtige Verhältnis der größeren Abteilungen, die so
finnige als reiche Verzierung bis ins kleinste; nun aber erkannte ich
noch die Verknüpfung dieser mannigfaltigen Zieraten unter einander,
die Hinleitung von einem Hauptteile zum andern, die Verschränkung
zwar gleichartiger, aber doch an Gestalt höchst abwechselnder Einzeln⸗
heiten, vom Heiligen bis zum Ungeheuer, vom Blatt bis zum Zacken.
Je mehr ich untersuchte, desto mehr geriet ich in Erstaunen; je mehr