Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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ichs doch nicht übers Herz bringen und winkte die Zigeunerinnen herbei, 
daß sie mit uns essen sollten. 
Sie waren auch nicht träge, die Einladung anzunehmen. 
Aber nun hättest Du die Wirtin sehen müssen) Wütend kam sie 
herbei gesprungen, riß uns samt den heidnischen Weibern die Schüssel 
weg und rief: „Ihr seid so wenig wert, daß Ihr etwas zu essen 
kriegt, wie das Zigeunervolk; denn Ihr wollt sie zum Diebstahl in 
meinem Hause verleiten.“ Und zu gleicher Zeit faßte mich der Herbergs⸗ 
vater bei der Halsbinde. Da aber sprang mein Kamerad anf, wie 
der gehörnte Siegfried im Heldenbuch, und brüllte den uralten Kriegs⸗ 
ruf der Handwerksburschen, wenns zum Prügeln geht: „Auf ihn, er 
ist von Ulm!“ und hobelte als der tapferste Schreinergesell den Herbergs— 
vater weidlich ab. Die andern Leute aus der Schenkstube aber sprangen 
dem Wirt zu Hilfe. Hei, wie schlugen wir da drein und zeigten dem 
Gesindel, daß ein deutscher Handwerksbursche nicht bloß mit dem Hut 
in der Hand, sondern auch mit den Fäusten fechten kann! Aber bald 
war ich Hammer und Amboß zugleich, allmählich mehr Amboß als 
Hammer, und nach acht Minuten standen wir beide unter Sankt Peters 
Himmelsschlüssel vor der Hausthür, und die Zigeunerweiber mit uns, 
und auf meinen zerrissenen Rock deutend, von dem die Fetzen abfielen, 
und auf meine blutende Nase, rief mir der Herbergsvater höhnend aus 
dem Fenster nach: „Wo man haut, da fallen Spaäne.“ 
So zogen wir fürbaß, und schon kam mir die Reue, daß ich den 
Burgfrieden der Herberge meines eigenen Zeichens gebrochen hatte. 
Die Alte bot uns zum Danke, gleichsam als Feldzulage nach bestandener 
Schlacht, ein Stück Geld an. Wir nahmens aber nicht, obgleich es 
eine gar verlockend glitzernde, funkelneue Münze war. Da trat das 
braune Mädchen zu mir, drückte mir die Hand, schaute mich mit den 
großen, schwarzen Augen durchdringend an und flüsterte mir ein paar 
Worte zu. Die habe ich nicht verstanden, aber daß es Worte des 
heißesten Dankes sein sollten, das habe ich berstanden. 
So trennten wir uns. 
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Dem Handwerksburschen ist in den Grenzstädten oft eine harte 
Prüfung vorbehalten — er muß sich über sein Reisegeld ausweisen. 
Der Grenzen aber gabs selbige Zeit noch gar viele im heiligen römischen 
Reich, und überall ward ein anderes Reisegeld gefordert. Der Satz, 
daß guter Mut halbes Zehrgeld sei, galt nur selten vor den Bürger⸗ 
meistern und Stadthauptleuten; sie wollten uur immer das ganze 
Zehrgeld sehen und kümmerten sich nicht um den guten Mut. 
So lange ich mit meinem Kameraden, dem Holsteiner, gewandert 
war, hatten wir uns mit einem altüberlieferten Handwerksburschenkniff 
durchgeholfen. Wir thaten nämlich vor dem Amthause das gemein⸗ 
schaftliche Vermögen zusammen, und so mochte die Summe fur den
	        
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