Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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dem Löwengebrüll verglichen worden ist, die derbe Haut, die schon die 
alten Völker Libyens zu schußfesten Schilden verarbeiteten, die wenig— 
stens im Ansatze vorhandenen Gallenblasen — alles dies, um anderer 
Ähnlichkeiten zu geschweigen, erinnert an die Vierfüßer und rechtfertigt 
die von Aristoteles und Diodorus aufgestellte Behauptung, der Strauß 
bilde die Vermittelung zwischen Vogel und Säugetier. 
Vergleicht man ihn zumal mit dem Kamel, so tritt diese Ver— 
wandtschaft noch überraschender hervor. Der Strauß ist in der That 
— was sein antiker Name sagt — ein Vogelkamel. Beide der 
Strauß und das Kamel, haben auf der Brust eine wulstige Schwiele, 
auf welche sie sich stützen, wenn sie rasten, und beide legen sich auf 
ähnliche Weise nieder Bei beiden sind Füße und Magen ziemlich 
ähnlich gebaut; beide sind echte Wüstenbewohner, gleich fähig, langen 
Durst zu erträgen und mit dem dürftigsten, saftlosesten Pflanzenwuchs 
sich zu nähren, beide wetteifern miteinander in Schnelle und Ausdauer, 
bei beiden kontrastiert mit dem fabelhaft langgereckten Halse der unver— 
hältnismäßig kleine Kopf; beide endlich sind ihrer angeblichen Be— 
schränktheit halber zum Sprichwort geworden. So schien sich der 
Phantasie der orientalischen Völker die Ansicht, als sei dieses Geschöpf 
eine unnatürliche Mischgeburt vom Kamel und einem unbekannten Vogel, 
wie von selbst darzubieten. 
Die Jagd auf den Strauß, in Südafrika das listige Gewerbe des 
Buschmanne und des Karroonegers, wird von dem Beduinen der nörd— 
licheren Gegenden als ritterliche Kunst geübt. Sie ist der eigentliche Triumph 
des Reiters Für die günstigste Jagdzeit gelten jene Stunden des Hoch⸗— 
sommers, wann, wie die Araber sagen, der Schatten eines aufrecht stehenden 
Mannes nicht länger ist, als die Sohle seines Schuhes. Aber freilich 
glückt es nur äußerst selten und unter besonderen Umständen, des Vogels 
in so kurzer Zeit habhaft zu werden. Für gewöhnlich ist der Fang 
das Werk einer vollen Woche, und wochenlange Vorbereitungen nur 
können den Erfolg verbürgen. An jenen Sirokkotagen der Wüste, an 
denen eine Art glühenden Schlummers die Natur zu umfangen und 
alles Leben zu ersticken scheint, steht der Riesenvogel oft mit ausge— 
breiteten Flügeln und mit geöffnetem Schnabel auf der Ebene, be— 
wegungslos uͤnd wie trunken vom Feuer der Atmosphäre. Das ist die 
Zeit, die Jagd zu eröffnen. In nichts als in den Burnus gehüllt, ohne 
Gewehr und ohne Pulver, nur mit einem langen Tamarindenstock 
bewaffnet, steigt der Straußjäger auf das Pferd, dem er, jede Last zu 
ersparen, sogar statt der Zügel nur dünne Bindfäden um das Gebiß 
schlingt. Hat er den kleinen Schlauch Wasser festgehängt, um daraus 
von Stunde zu Stunde die Lippen seines Tieres zu benetzen sind 
die Kamele, welche die großen Wasserschläuche, die Mehl- und Gersten— 
vorräte, die Hufeisen und Hufnägel dem Zuge nachtragen sollen, eben— 
falls bereit, dann erfolgt der Aufbruch Die Araber wissen daß der 
Strauß, mehr der Schnelligkeit als der List vertrauend, stets in flüchtigem,
	        
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