Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

499 
gesichert, das will ich dir halten, diewil ich aber din bösen Willen gegen mir 
berstan, so will ich dich füten lassen an ein Ort, und allda inlegen, daß du 
weder Sunn noch Moͤn niemerme sechen solt, damt ich vor dir sicher sig. 
dieß hiemit sine Diener In fachen, und angentz gebunden agen Flülen füren. 
x fur ouch mit Inen, und nam des Tellen Schießzüg, ocher, Pfyl und 
Armbruft ouch mit Im, wolts Im selbs behaen⸗ also saß der Landt-Vogt 
sambt den Dienern und dem gebundnen Tellen in ein Schiff, wolt gen 
Brunnen faren, und darnach den Tellen über Land durch Schwih in sin Schloß 
gen Küßnach füren, und aldä in einem finstern Thurn fin Veben lasfen aden 
Vs Tellen Schieß⸗Büg ward im Schiff uff den Bieten boer Graͤnsen bim 
Stürruder gelegen. 
Wie sie nun uff den See kamend, und hinuff furend, biß an Achsen das 
Ecke, do fugt GOtt, daß ein solcher grusamer ungestümmer Sturm-Wind insiel 
daß si sich all verwegen) hattend ärmklich ze ertrincken. Nun was der Tell 
ein starcker Mann, und kondt vast wol uff dem Waffer, do sprach der Dienern 
Aner zum Landt⸗Vogt, Herr Ir sechend üwre und unsre Not und Gfap unsers 
Lebens, darinn wir sand, und daß die Schiffmeister erschrocken, und des rens 
nit wol bericht; nun ist der Tell ein starker Mann, und kann wol schiffen, 
Nan solt In jetz in der Not bruchen. Der Landt-Vogt was der Wasser 
Not gar exklupfft), sprach zum Tellen: Waun du uns getruwtist uß diser 
Gfahr ze helffen, so woölt i dich ner Banden ledigen; der Tell gab Anlwurt 
Jo Herxr, ich getruwe uns mit Gites Hilff wol hiedannen ze helffen. Also 
ward Er uffgebunden, stund an das Skürruder, und fur redlich dahin, doch 
lugt Er allweg uff den Sieh nu der ze nächst bi Im lag, und uff ein Vor 
teil hinuß zu springen, und wie Er kam nah zu einer Blatten di sidhar den 
Namen des Tellen Blatten hehalten, und ein Heilig Hüßlin dahin gebuwen 
ist) beducht Im, daß Er daselbs wol hinuß gespringen und entrünnen möcht, 
schry den Knechten zu, daß sie hantlich zugind, biß man fur dieselb Blauten 
me, wann sie hattend dann das Vofsst überwunden, und, als Er nebent die 
Blatten kam, truct er den hindern Gransen mit Macht (wie Er dann ein starcker 
Mann was an die Blatten, erwüscht sein Schieß⸗Zůg, und sprang hinuß uff 
die Blatten, eß das Schiff mit Gewall von Im, si uff dem See schweben 
und schwencken, der Tell aber luff Bergs un dai halb Dann noch kein 
Schnee gefallen was) über Morsach uß durch das vand Schwitz, bis uff die 
Höhe an der Landt⸗Straß, zwüschend Art und Küßnach, da eine hole Gaß 
ist, und Gestüd darob, darinn lag Er verborgen, dann Er wußt, daß der 
Laändt-Vogt allda fsrryten wurd gen Küßnach zu siner Pur 
. Der Landt-⸗Vogt und sin Diener kämend mit grosser Not und Arbeit 
übern See gen Brumsen, rittend darnach durch Schwitzer-Land, und wie sie 
der gemellen holen Gaffen nachneten, hort Er allerled Anschläg des Land⸗ 
Vogts wider Ine, Er aber hat sin Armbrust sannen, und dursrt den 
idt et mit einem Pfyl, daß Er ab dem Roß fiel, und von Sumd an 
od was. 
42. Johannes Turmnuir. 
1477 1534. 
Geboren zu Abensberg, wurde Erzieher der bayerischen Prinzen uud schrieb 
auf Anregung der Herzoge seine Chronik, die er späler ins Deutsche übersetzte. 
Sie zeichnet sich durch reiches Quellenstudium, großartige und tiefreligiöse Welt— 
anschauung, Kraft und Reinheit der Sprache aus. 
) sich verwägen — hier: den üblen Ausgang des Wagnisses fürchten. ) er— 
n erschrecken. ) halb — auf der Seite, — des Vergs und Schattens.) Morschach, 
eine halbe Stunde süböstlich von Brunuen, am Abhang eines Bergs.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.