Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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daß ich bey Leib ohne jhr Verwissen, hinderrucks, nicht davongehen, 
noch ausreisen solte; dann so ich Lust hätte, wohin es auch wäre, sie mich 
ohne einige Gesahr selbst dahin liffern wolten: welches zu halten ich gern 
versprechen müste 
Die vbrige betreffend, so war auch einer nach dem andern vorgenommen, 
vnd gefragt, was er geben wolted 
Der eine Kaufmann von Düsseldorff versprach Hundert Reichsthaler. 
Der ander antwortete, er, wäre Bürger auß einer Statt, die mit keinem 
ine Feindschafft hätte, also er auch einige Außlosuug nicht schuldig; 
aber ich mehne er ist bald einer andern Meynung worden. Dann nachdem 
an jhme hundert Streich auff den vndern Leib gegeben, mit einem slaͤrken 
dust vane Stiel, in dem jhn zween bei Füessen vnd bey den 
Imen hielten, hat er endlich gesehen, daß die vermeynte eutralität der 
Statt Duffedorff helffen würde, und sich auch auff 180 Reichathaler 
bergleichen müffen. uste also der gute Narx wegen empfangener Streich 
dechsthaler mehr geben, vnd den unglaublichen Schmerten noch dazn 
en. 
Der Bott vermeynete durch Hülff seiner Füesse loß zu kommen, dann 
pachdem er auf 80 Reichsthaler gehandelt, wegen seiner Loslassung vnd da— 
erd seine Pferde zu warten frey ging ersahe er seinen Vorteil, h in die 
ecken zu verkriechen. Well er aber zeitlich vermerckt worden, vnd drey zu 
ferd jhme vorgebogen, ist er auß Noth in einen Weyer gesprungen biß an 
Halß; bald aber mit einem langen Rohr ein Schuß worden, also daß 
ums Leben bate, wegn sieben vnschüldiger kleiner Kinder, die er zu Hause 
hätte, var jhme zwar, biß er wieder herhaus kommen, das Leben n e 
aber also bald don em andern mit nem Sebel der Koßf n zwey Stuck 
gehawen, mit den Worlen: „Es ist besser du sterbest, du Hund, als daß wir 
alle verrathen würden 
Vnd zu den übrigen allen sprach er: „hr Herxren möcht euch daß zum 
Exempel nemmen, dann es keinem von euch soll besser gehen als diesem wann 
er aussetzen wollte.“ 
Von den andern, muste ein Schultheiß 100 Reichsthaler wrn 
ynd ein Pferd. Die übrige alle entschuldigten sich der Armuth und Vnmug 
lichkeit Weill nun keinen was versprechen wolte, da solte man Jammer 
e haben, wie grausame Martere einem vnd dem andern angethan 
orden. 
Dem einen wurden beede Händ auff den Rücken gebunden, vnnd mit 
mner durchlöcherten Ahle ein Roßhaar durch die Zunge gezogen, welches, so 
man es nur ein wenig an oder auff vnd ab gezogen, dem elenden Menschen 
Polche Marter vervrsachet, daß er offt den Tod ren aber vmb jeden 
Schrey vier Streuh nit der Karbatsche auff die Waden halten muste. Ich 
glaub, er hätte sich selber entleibet, wore seiner Hände gebrauchen nnen, 
nur deß Schmertzens zu entkommen. 
Eim andern wurde ein Seyl mit vielen Knotten vmb die Stirn gebunden ynd 
mit einem Knebel hinden zu, ober dem Nacken zusammen merr daß jhm 
das helle Blut zu der Stirne, zu Mund und Nase, u zu Augen duß⸗ 
flosse, vnd der arme Mänsch als ein Besessener außsahe. 
Ich exschracke dieser schröcklichen Plagen vnnd vnbarmhertzigen Tyranney, 
bate den Bttrwtz, daß er doch an Gott vnd an sein Gewissen dencken wolte, 
dund der armen vnschuldigene Leuthe etwas mit der Marter schonen. Aber 
er sprach zu mir im Zorn; „wann du viel Mitleiden haben wilt, so bleibstu 
min Freund nicht lang; der ist deß Teuffels der Mitlepden hat.“ 
W——— 
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