Einsamkeit, nach der märchenduftigen Welt und den romantischen
Schauern aller Jugendträume!
Waldnleister und frühlingsheiterer Drosselschlag im lichtgrünen
Hag, schattiges Mooslager und duftige Beeren unter sommerlichem
Blätterdach, und dann über dem weiten Forst, vom Schuß des Jägers
und Hundegebell durchhallt, herbstliche Farbenpracht — das sind schöne,
verlockende Bilder! Nicht minder einsames Wandern im frischen, grünen
Wald bis dahin, wo der Rauch des Kohlenmeilers langsam über den
Bäumen aufsteigt und uns an so manche Kindergeschichte erinnert,
bis die plötzlich aus dein Dickicht tretende Gestalt eines Köhlers, eines
Schützen uns an die Erscheinung Rübezahls oder des wilden Jägers
gemahnt; Wandern, bis der Mond seinen Silberglanz durch die Blätter
und Zweige auf das gluckernde Wasser des Waldbachs wirst, daß
wir im leisen Wellengcmurmel den Sang der tanzenden Elfen zu ver¬
nehmen glauben — oder Wandern bis in das dichteste Laub- und
Nadelgeheg, wo die Waldsee ungesehen ihre Fäden spinnt und schaurig¬
süße Sagen und Märchen in den Hag hineinflüstert, daß aus Farn- und
Heidekraut, aus Moos und allen Stauden die sagenhaften kleinen Leute
des Waldes, die Moosjungfern, Heidefrauen und Waldweibchen die
Häupter recken, um dem geheimnisvollen Singen und Sagen zu lauschen.
Ja, es ist schön im Walde!
Der Wald ist der Erde treuestes Kind! Mo der Wald ihr ge¬
blieben, fehlt es ihr nicht an Frische, Blüte und nährender Kraft. Er
ist nicht nur der Schmuck und Stolz der guten Mutter, deren Schoß
er entstammt, sondern ihr Schirm und Schutz, ihr freundlicher Er¬
nährer. Mit seinem starken Körper wehrt er am Meere dem Vor¬
dringen des verzehrenden Dünensandes, mit seinen kräftigen Gliedern
stemmt er sich im .Hochgebirge dem zerstörenden Bergrutsch entgegen und
fängt mit tausend Armen die Lawinen auf, um sie mitten in ihrem
verheerenden Lause zu hemmen, zu bannen. Mit seinen Fingern zieht
er den tränkenden Schatz der eilenden Wolke herab, pocht an die
vollen Wasserschläuche, bis sie reißen, sammelt ihren Inhalt und sendet
ihn durch hundert Quellen und Bäche zur Labung der Lande hinaus;
und unsere herrlichen Ströme, der Stolz unseres Vaterlandes, preisen
vielleicht, im Wogenschwall des Meeres sich verlierend, noch den heimat¬
lichen Wald, wo sie als kleine Bergquellen, mit den Blumen spielend,
jene Kraft sammelten, mit der sie, groß geworden, durch die Lande