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den geheimen Künsten zu gelangen, nach denen der Jägerglaube
sich sehnt.
Wenn dann aber der Winterschauer über den Wald kommt, die
starre Frostnacht alles überreift, die Gründe und Schluchten im Schnee
begraben liegen, vor Kälte der Fuchs heult und die Rinde der Eichen
berstet: dann ist der Wald nicht tot für uns, das Füllhorn seines
Segens nicht geleert. Wir durchstreifen dann allerdings nicht mehr
seine stillen Hallen; daheim jedoch im traulichen Zimmer erinnert uns
jede Diele, jeder Schemel an sein wohltätiges Eingreifen in unsere
Kultur und unser Leben von der Wiege bis zum Sarge. Wie mild
weht uns noch sein Atem an, wenn im Kamine die Scheite prasseln,
die Flamme leuchtet und die Glut knistert! Mag die Steinkohle mehr
heizen — nur die Spende des Waldes wärmt zugleich Körper und
Gemüt. Wie gern blicken wir mit den Kleinen des Hauses, die sich
an unsere Knie schmiegen und Waldmärchen hören wollen, in die
lichte Glut! Mit märchenhaftem Karfunkelglanz leuchtet uns die Kohle
an, und die rosige Glut auf dem eigenen Herde wird uns dann zu
jenem glückbringenden Karfunkel, von dem die Wundersage zu er¬
zählen weiß.
Für den Weihnachtsabend schenkt uns dann der Wald noch das
Tannenbäumchen, und all die süßen Schauer, die ihn bewegten, ziehen
nun vereint durch ein wonnevolles Kinderherz. Wie in einem Märchen¬
traum blicken die Kleinen in all den Glanz und sehen das Hollen¬
bäumchen erstanden, unter das Aschenbrödel mit seinen Wünschen
tritt und in strahlender Pracht von ihm wegschreitet. Aus uns selbst
aber fallen goldene Träume und Erinnerungen nieder, das Glück
der Kindheit und alle Wonnen der Jugendzeit schauern uns an; der
grüne Tannenzweig wird zum frühlingsfrischen Wald, den wir mit
leichtem Schritt durchwandert, als die Blumen noch so duftig blühten,
die Vögel noch so hell jubelten, die Blätter uns tausend Grüße zu¬
flüsterten, die Welt so reich vor uns lag und die Ideale noch un¬
verblichen uns im Herzen lebten.
Ja, der Wald ist so frisch und wurzelkräftig, so bewegt und still¬
sinnig, so nutzbringend und dichterisch durchweht, so mitteilsam und
wirkungsreich, so belebend, stärkend, erhebend — wie der echte Mensch,
dessen Herz nicht an der Selbstsucht krankt, unter deren Wirkung die
besten Triebe absterben und ein Menschenherz zur kahlen Steppe wird.